Nationalpark-Partner auf Tour am Lackenberg

Nationalpark-Chef Sinner erläutert Hintergrund zu der Borkenkäferbekämpfung im Falkenstein-Rachelgebiet

Pressemitteilung Nr. 083/10

Datum: 09.07.2010

Nationalparkleiter Sinner erklärt den Nationalpark-Partnern in den Hochlagen des Lackenbergs die notwendige Borkenkäferbekämpfung 
Foto: Britta Baums

Nationalparkleiter Sinner erklärt den Nationalpark-Partnern in den Hochlagen des Lackenbergs die notwendige Borkenkäferbekämpfung Foto: Britta Baums

Es war eines der Themen, die sich die Partner für eine Exkursion in diesem Sommer gewünscht hatten: Die Borkenkäferbekämpfung im Erweiterungsgebiet.

Schon im vergangenen Sommer haben verschiedene Nationalpark-Partnerbetriebe Rückmeldungen von Gästen, die über den Maschineneinsatz im Nationalparkgebiet, Kahlschlagszenarien und das Verkehrs- und damit verbundene Lärmaufkommen durch den Holzabtransport aus dem Gebiet berichtet haben, an die Nationalparkverwaltung weitergegeben. Aus Touristensicht passen die Maßnahmen und Bilder nicht mit einem Nationalpark zusammen. Erwartungen an einen erholsamen Naturgenuss wurden, so die Betriebe, teils enttäuscht.

Was ist am Lackenberg los? Warum muss das so sein? Die Exkursion ins Gebiet bot Gelegenheit, diese und weitere Fragen im Gespräch mit Nationalparkleiter Karl-Friedrich Sinner vor Ort zu diskutieren.

Deutschlands ältester Nationalpark sei für seine entstehende Waldwildnis bekannt, die jährlich viele tausende Besucher in die Region locke und ein echtes Alleinstellungsmerkmal für die Tourismusregion sei. Die sich hier darbietenden Eindrücke könnten jedoch Gäste abschrecken – und erschreckten auch Partner, die teils zum ersten Mal selbst hier hochkamen. Da helfe es Gästen erläutern zu können, warum im Falkenstein-Rachel-Gebiet gegen die Borkenkäferausbreitung vorgegangen wird – im Gegensatz zum Vorgehen im Rachel-Lusen-Gebiet, wo Natur Natur sein darf, wie es in der Nationalparkphilosophie festgeschrieben ist und von den Nationalpark-Partnern mitgetragen wird.

„Es tut auch den Nationalparkmitarbeitern in der Seele weh zu sehen, was hier oben mit dem Wald geschieht“, erläutert Sinner. Neben den negativen touristischen Effekten seien die Maßnahmen auch aus ökologischer Sicht nachteilig. Durch die Entnahme von Biomasse wie auch die Bodenverdichtung durch schweres Gerät würde die natürliche Erneuerung des Waldes verlangsamt: „Junge Bäume haben es hier schwerer als in einem strukturreichen Naturwald mit einem naturgegebenen Kreislauf aus Werden und Vergehen“, erklärt der Nationalparkchef. Gleichzeitig werde auch der für den Nationalpark und die Artenvielfalt Bayerns und Europas so wesentliche Lebensraum Totholz, an den fast ein Drittel der hier vorkommenden Arten – Spechte, Eulen, Fledermäuse, Insekten, Pilze… – gebunden ist, durch das Ausräumen verringert. Die Waldentwicklung wird hier anders ablaufen, als sie in den letzten 25 Jahren rund um Rachel und Lusen zu beobachten war. Wie es ohne Maßnahmen aussehen würde, zeigt Sinner in einem direkt benachbarten liegengelassenen Abschnitt eines Windwurfes. Hier wachsen bereits wieder junge Bäume inmitten der Windwurffläche.

Doch die Nationalparkverwaltung hält sich an politische Vorgaben. Während der Verhandlungen zur Erweiterung des Nationalparkgebietes in den Landkreis Regen wurde die Borkenkäferbekämpfung dort politisch gefordert. Bis zum Jahr 2027 wurde sie in der Nationalparkverordnung für große Teile des hinzugekommenen Gebietes festgelegt. Zwar werden jährlich ca. 310 ha Naturzonen neu ausgewiesen, in die nicht mehr eingegriffen wird, doch haben sich die Bedingungen seit den damaligen Entscheidungen grundlegend gewandelt.

Der Sturm Kyrill hat den Wald in den Hochlagen verändert, viele Altbestände zu Boden geworfen und offene labile Bestandsränder geschaffen, ein Eldorado für Borkenkäfer. Liegengelassene Windwürfe helfen, die ökologische Substanz des Hochlagenwaldes auf dieser Fläche zu sichern. Klimawandel und die durch Kyrill geschaffenen labilen Waldzustände lassen die ursprüngliche Hoffnung, den alten Hochlagenwald möglichst lange im Interesse der Menschen zu erhalten, wie Schnee an der Frühjahrssonne schmelzen.

Ob denn die bisherige Verordnung noch Sinn mache, ob man nicht die damalige politische Entscheidung hinterfragen müsse, wurde von den Nationalpark-Partnern gefragt. Die Diskussion sei im Gange. Immer wieder kämen auch Landtagsfraktionen aller Parteien und Umweltverbände hierher und ließen sich über die Situation informieren, so Sinner. Doch die letztendliche Entscheidung über das Vorgehen und damit auch die Zukunft des Hochlagenwaldes liege bei der regionalen und der Landspolitik.

Bildunterschrift
Nationalparkleiter Sinner erklärt den Nationalpark-Partnern in den Hochlagen des Lackenbergs die notwendige Borkenkäferbekämpfung
Foto: Britta Baums

Bilder stehen unter http://www.nationalpark-bayerischer-wald.bayern.de/aktuelles/mediathek/index.htm zum Download bereit

Das Veranstaltungsprogramm zum 40-jährigen Jubiläum des Nationalparks Bayerischer Wald kann auf der Website der Nationalparkverwaltung unter http://www.nationalpark-bayerischer-wald.de unter Aktuelles“ heruntergeladen werden.


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