Den Urwald-Käfer in der Badewanne gefunden

Entdeckung von Nationalpark-Mitarbeiter Thomas Michler - Bindiger Schnellkäfer steht auf der roten Liste

Pressemitteilung Nr. 36/2018

Datum: 18.05.2018

Einen außergewöhnlichen Fund machten Nationalparkmitarbeiter Thomas Michler und seine Lebensgefährtin Julia Herzig: Sie hatten den Bindigen Schnellkäfer, der 100 Jahre lang so gut wie nicht auffindbar war, in ihrer Badewanne. Links auf dem Bild ist das Original zu sehen, rechts auf dem Bild der gemalte Käfer aus dem Kinderbuch.

Einen außergewöhnlichen Fund machten Nationalparkmitarbeiter Thomas Michler und seine Lebensgefährtin Julia Herzig: Sie hatten den Bindigen Schnellkäfer, der 100 Jahre lang so gut wie nicht auffindbar war, in ihrer Badewanne. Links auf dem Bild ist das Original zu sehen, rechts auf dem Bild der gemalte Käfer aus dem Kinderbuch.

Dieser Fund musste dokumentiert werden: Der Bindige Schnellkäfer am Küchentisch. (Fotos: Thomas Michler / Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald)

Dieser Fund musste dokumentiert werden: Der Bindige Schnellkäfer am Küchentisch. (Fotos: Thomas Michler / Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald)

Grafenau. 100 Jahre lang war er so gut wie nicht auffindbar – und dann krabbelte er bei Thomas Michler, pädagogischer Mitarbeiter des Nationalparks Bayerischer Wald, in der Badewanne herum. Die Rede ist von dem höchst seltenen Bindigen Schnellkäfer (Danosoma fasciata). Was sich banal anhört, ist für die Forscher eine kleine Sensation und ein Erfolg zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

„Der Bindige Schnellkäfer steht auf der roten Liste und konnte zwischen 1905 und 2006 – also gut 100 Jahre lang - nicht mehr nachgewiesen werden“, erklärt Prof. Jörg Müller, stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. 1905 wurde das zirka ein Zentimeter große Insekt von dem Käferforscher Franz Hennevogl am „Fuße des Lusens“ gefunden – so beschreibt es dieser in seinem Beitrag „Zur Käferfauna des Böhmerwaldes“. „Den nächsten Nachweis hatten wir erst wieder im Jahr 2006“, berichtet Müller. Seitdem konnte der Bindige Schnellkäfer zwar immer wieder vereinzelt im Gebiet zwischen Lusen und Rachel gefunden werden. „Dass wir nun ein Exemplar in einem Wohnhaus haben, das nicht einmal direkt im Nationalparkgebiet steht, ist schon etwas ganz Besonders.“

Der Bindige Schnellkäfer fühlt sich im Fichtentotholz wohl, seine Larven entwickeln sich nur dort. Die vielen abgestorbenen Fichten, die im Altgebiet des Nationalparks zu finden sind, bieten ihm einen idealen Lebensraum. „Es ist eine tolle Entwicklung. Wir können nun immer häufiger Arten, von denen wir schon fast vermutet haben, dass sie ausgestorben sind, nachweisen“, schwärmt Jörg Müller. „Die Strategie, die Natur sich selbst zu überlassen, geht auf und fördert den Erhalt der Biodiversität.“

Auch Thomas Michler hat sich sehr darüber gefreut, dass der Urwald zu ihm ins Haus gekommen ist. Dass sich der seltene Gast ausgerechnet dort wohl gefühlt hat, dafür hat er auch eine Erklärung: „Hinter unserem Haus lagerte gut zehn Jahre ein meterhoher Stoß aus starkem Fichtenholz, das größtenteils schon ziemlich verfault war“, so Michler. „Die trockenen Stämme haben wir nach und nach als Brennholz ins Haus geholt. Daher gehe ich davon aus, dass wir ihn übers Brennholz ins Haus geholt haben.“

Dass Thomas Michler und seine Lebensgefährtin Julia Herzig auch gleich die Art des Insekts bestimmen konnten, ist einem weiteren glücklichen Umstand geschuldet. „Ich bin ja kein Forscher und kenne nun auch nicht jede Art“, erzählt der Pädagoge. Aber 2015 hat er das Kinderbuch „Die wilden 14 - Die unglaubliche Reise der Urwaldkäfer im Bayerischen Wald“ geschrieben. In dieser Geschichte machen sich elf kleine Krabbelkäfer auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Dabei treffen sie auch auf den „berühmten Käfer, den seit 100 Jahren niemand mehr gesehen hat“ und „über den jedes Käferkind schon in der Schule lernt“. „Wir haben den Bindigen Schnellkäfer in dem Buch mit weißem Bart illustriert, mit einer Blindenbinde und am Krückstock gehend – um sein 100-jähriges Verschwinden deutlichen zu machen“, erzählt Michler. Auch die goldenen Härchen, die typisch für das Insekt sind, sieht man auf dem Bild im Buch. „Und daran haben wir ihn dann erkannt.“ 

Bildunterschriften:

Bild1: Einen außergewöhnlichen Fund machten Nationalparkmitarbeiter Thomas Michler und seine Lebensgefährtin Julia Herzig: Sie hatten den Bindigen Schnellkäfer, der 100 Jahre lang so gut wie nicht auffindbar war, in ihrer Badewanne. Links auf dem Bild ist das Original zu sehen, rechts auf dem Bild der gemalte Käfer aus dem Kinderbuch. 

Bild2: Dieser Fund musste dokumentiert werden: Der Bindige Schnellkäfer am Küchentisch.

(Fotos: Thomas Michler / Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald)

 


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