Impulse aus der Natur

Auf den meditativen Wanderungen zu "Nationalpark und Schöpfung" leitet Diakonin Gabriela Neumann-Beiler die Teilnehmer zum Hinschauen und Zuhören an

Eintrag Nr. 70/2020
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Lädt seit 15 Jahren zu meditativen Wanderungen ein: Gabriela Neumann-Beiler. (Foto: Daniela Blöchinger / Nationalpark Bayerischer Wald)
Lädt seit 15 Jahren zu meditativen Wanderungen ein: Gabriela Neumann-Beiler. (Foto: Daniela Blöchinger / Nationalpark Bayerischer Wald)

Spiegelau. Sie mag die Atmosphäre im Wald. Seine Kraft. Die Schönheit. Und die Stille. „Der Wald schenkt uns Geborgenheit“, erzählt Gabriela Neumann-Beiler, „und in gewisser Weise auch Heimat“. Die Diakonin an der Spiegelauer Martin-Luther-Kirche hegt ihre Liebe zur Natur wie einen wertvollen Schatz, streift durch den Nationalpark, sooft ihre Zeit es zulässt – und nimmt auch gerne andere mit.

Seit 15 Jahren lädt Gabriela Neumann-Beiler zu meditativen Wanderungen in Deutschlands ältestes Großschutzgebiet. „Nationalpark und Schöpfung“ heißt die Reihe, die mit spirituellen Impulsen Frauen und Männer, Junge und Alte, Einheimische und Auswärtige gleichermaßen für zwei bis vier Stunden in den wilden Wald entführt und dessen Faszination mit allen Sinnen erfahrbar macht.

Dazu stellt die Theologin jede Wanderung unter ein anderes Motto. „Einmal geht es um die Liebe zu Gott, zur Natur und zu unseren Nächsten“, zählt sie auf, „ein andermal um den Sonnengesang des Franz von Assisi oder die Betrachtung von Natur(t)räumen der Seele“. Die Kombination aus Natur und Schöpfung liegt Gabriela Neumann-Beiler besonders am Herzen, meinen beide Begriffe doch keineswegs dasselbe: „Im Glauben schaut man die Natur anders an. Man nimmt sie als Geschenk Gottes wahr und wandert nicht einfach nur durch eine Landschaft.“

Über die Natur Zugang zum Glauben finden

Um ihre Freude an der Schöpfung zu teilen, erzählt die Diakonin Geschichten. Damit könne sie die Leute am besten erreichen, sie auffangen, dem Alltag entreißen – und zwar nach prominentem Vorbild: „Auch Jesus hat Geschichten erzählt und viel bei den Menschen bewirkt.“ Über die Natur fänden viele wieder Zugang zum Glauben. Außerdem: „Wandern hat etwas Tröstliches und Heilsames“, weiß Neumann-Beiler: „Es kommen Konflikte in Bewegung, Probleme lassen sich aus einer neuen Perspektive heraus betrachten und dadurch oft leichter lösen.“ Es sei das Hinschauen und Zuhören, das man mit am Besten in der Natur lernen kann. Aus ihr ließen sich häufig Analogien für menschliche Lebensprozesse ableiten. Und Antworten finden.

Freilich: „Um Impulse aus der Natur für das eigene Leben wahrzunehmen, muss man sich konzentrieren“, weiß Gabriela Neumann-Beiler. Und am besten schweigen – was vielen Teilnehmern an ihren Wanderungen erst nach konkreter Anleitung gelingt. Dabei tut bewusstes Stillsein gut. „Es lässt Werte neu erkennen“, weiß die Theologin. Und Gemeinschaft entstehen, zumindest für ein kurzes Stück des Wegs. Danach heißt es ohnehin wieder Abschied nehmen. Loslassen, wenn’s besonders schön ist. Wie es eben zum Leben gehört.

 

Hinweis: Dieser Bericht stammt aus dem Nationalpark-Magazin "Unser wilder Wald" (Ausgabe: September 2020).

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