Von seltenen und absterbenden Bäumen

Auszug aus Naturschutz-Broschüre: So wird Eibe, Ulme, Linde und Co. geholfen

Eintrag Nr. 35/2023
Datum:


Zaun zum Schutz von Eiben-Verbiss mit altem Baumindividuum im Zentrum.
Zaun zum Schutz von Eiben-Verbiss mit altem Baumindividuum im Zentrum.

Eiben-Jungwuchs.
Eiben-Jungwuchs.

Zwieslerwaldhaus. Aus dem mit Laub übersäten Waldboden ragt ein kleines grünes Pflänzchen heraus. Der junge Nadelbaum ist um sein winziges Stämmchen herum schon dunkelgrün, an den Trieben jedoch noch leuchtend frisch. Vorbeikommende Rothirsche sind ganz wild auf derartige Leckereien. Doch hier haben sie keine Chance, denn um die zwei Jahre alte Eibe herum wacht ein Zaun aus Holzbrettern. Nur dank dieses Schutzes hat die auf der Roten Liste geführte Art eine Chance, sich im Nationalpark langsam wieder zu erholen.

VON LINDEN, BERGAHORNEN UND ULMEN

Wie viele andere Baumarten litt auch die Eibe unter menschlicher Zurückdrängung und ungünstigen Umwelteinflüssen. Früher wurde von Förstern vor allem die forstlich gut nutzbare Fichte unterstützt. Eiben und Co. standen auf der Abschussliste. So haben nur rund 200 alte Eiben im Nationalpark überlebt. Deren Nachwuchs hat das Problem, dass er extrem langsam wächst. In der Zeit, in der eine Fichte 50 Zentimeter in die Höhe schießt, schafft die Eibe oft nicht einmal ein Zehntel. Daher ist der giftige Nadelbaum sehr lange durch Reh- und Rotwildverbiss gefährdet. Ähnliche Probleme gibt’s auch bei Linden, Bergahornen und Ulmen. Daher fördert der Nationalpark diese Baumarten in der dauerhaften Managementzone ganz bewusst. Nicht nur durch Zäune, sondern zum Teil auch durch aktive Pflanzungen oder das Fällen von Nachbarbäumen, um den Raritäten mehr Licht zu verschaffen.

BUCHENTOTHOLZ IST BISHER RAR

Zur aktiven Pflege am Rand des National¬parks zählt auch der umgekehrte Prozess. Denn während es im Schutzgebiet Totholz in Massen gibt, ist dessen Vielfalt nicht sonderlich hoch. Tote Fichten sind leicht zu finden, Buchen- oder Tannentotholz hingegen ist sehr rar. Daher versucht der Nationalpark, wie im Nationalparkplan festgelegt, die Diversität absterbenden Baummaterials zu erhöhen. So werden im Randbereich in vereinzelten Arealen beispielsweise Buchen zum Absterben gebracht. Grund dafür ist, dass die dortigen Buchenbestände oft sehr strukturarm und gleichzeitig noch relativ jung sind. Heißt: Auf natürliche Weise wird in absehbarer Zeit kein Totholz entstehen.

MUSS MAN IM NATIONALPARK EINGREIFEN?

In allen Fällen des direkten Eingriffs wird stets abgewogen, ob die jeweilige Maßnahme mit den Zielen des Nationalparks vereinbar ist. Es ist ein Spagat zwischen „Natur Natur sein lassen“ und aktiver Unterstützung. Dabei spielt auch eine Rolle, dass es Arten gibt, die in ihrem Lebenszyklus so angepasst auf bestimmte Entwicklungsstadien einzelner Baumarten sind, dass sie ohne diese Ressourcen keine Chance haben. Sprich: Sorgt man jetzt nicht dafür, dass deren Lebensgrundlage erhalten bleibt, verschwinden auch Arten, die auf Eiben, Ulmen oder aber Buchentotholz angewiesen sind.

Gewinner

Die einst von Menschenhand zurückgedrängte EIBE braucht nun menschliche Unterstützung. Die bekommt sie im Nationalpark, weshalb sich die Art in Zukunft hoffentlich wieder festigen kann. Selbstverteidigung hat der Nadelbaum derweil auch zu bieten. Nahezu alles an ihm ist für Menschen giftig. Einzig das Fruchtfleisch der knallig roten Beeren ist ungefährlich.

Vor Ort erleben

Viele der Stützungsmaßnahmen für seltene Baumarten kann man im nordwestlichsten Nationalparkareal beobachten. Gerade im Bereich zwischen Bayerisch Eisenstein und Zwieslerwaldhaus bis hinein in die westlichen Hänge des Falkensteins gibt’s vielerorts Spuren der Naturschutzmaßnahmen zu sehen.

 

Hinweis: Dieser Text stammt aus der im Juli 2023 erschienenen Broschüre "Naturschutz im Nationalpark". Die komplette Publikation kann auf der Nationalpark-Homepage als ePaper gelesen werden.

Zum Seitenanfang scrollen nach oben