Herausforderung am Hausberg
Architekt Alfons Döringer gibt Einblicke in die Waldschmidthaus-Baustelle
Eintrag Nr. 34/2025
Datum: 11.09.2025
Spiegelau. Für Alfons Döringer ist es eine Herzensbaustelle. Der Architekt ist in Spiegelau aufgewachsen. Der Rachel ist seit jeher sein Hausberg. Aktuell darf er sich um die Sanierung des Waldschmidthauses kümmern. Dabei gibt’s nicht nur viel Kameradschaft, sondern auch einige Herausforderungen.
Historisches Gebäude bekommt Holzschindeln
Es ruckelt. Selbst der moderne Geländewagen hat zu kämpfen. Denn die Baustellenzufahrt, wenn man sie denn so nennen mag, ist mehr als abenteuerlich. Das Lenkrad ist fest umschlungen als das Handy klingelt. Alfons Döringer geht ran. Es folgt ein kurzes, effektives Gespräch mit einem Lieferanten. „Ja kannst du so bestellen“, sagt er zum Abschluss. Somit gehen nun die Holzschindeln für die Sanierung des Waldschmidthauses in die Produktion. Es ist nur eines von vielen Puzzleteilen, welches Döringer gerade zusammensetzen muss.
Im Auftrag des Staatlichen Bauamts Passau betreut er die Sanierung des historischen Gebäudes, welches dem Nationalpark gehört. „Es ist ein kleines Abenteuer“, sagt Döringer. „Kein Strom, keine Zufahrt, erschwerte Wetterbedingungen, Denkmalschutz, eine alte Asbestfassade und dann noch die Lage inmitten eines Schutzgebiets“, zählt der Architekt auf. „Das ist mit das Schwierigste, was einen in unserer Branche erwarten kann.“ Trotzdem: Es geht voran. Und das sogar ganz gut. „Das Schlimmste ist geschafft“, so Döringer. Damit gemeint ist die Vollendung des neuen Fundaments des Altbaus sowie die Aushubarbeiten für den Anbau. „Zum Glück kamen dabei keine großen Felsen zum Vorschein.“
Neues Fundament und Stützen sorgen für Stabilität im Altbau
So schaut es gut aus, dass der diesjährige Bauplan eingehalten werden kann. Die soeben bestellten Schindeln sollen noch an das Bestandsgebäude kommen. Außerdem soll der in Holzständer-Bauweise ausgeführte Anbau noch winterfest gemacht werden. Der Endausbau ist dann für 2026 geplant. „Das funktioniert aber auch nur deswegen so reibungslos, weil hier am Berg tatsächlich alle nochmal eine Prise vertrauensvoller zusammenarbeiten. Das ist schon echte Kameradschaft“, lobt Döringer alle Projektbeteiligten.
Beim Gang durch das historische Haus werden die Herausforderungen besonders sichtbar. Die Wände sind verzogen. „Das ganze Haus ist über die Jahrzehnte nach innen zusammengesackt“, erklärt Döringer, während er ein waagerechtes Fenster betrachtet, welches in der schiefen Holzmauer hängt – mit mächtig Platz für Durchzug. Doch Fundament und Stützen leisten saubere Arbeit. Die Stabilität ist wieder hergestellt. So beendet Döringer nach ein paar Feinabstimmungen mit den Arbeitern vor Ort den Baustellentermin für heute. Kurz vor der Rückfahrt wirft er nochmal einen Blick gen Gipfel: „Schaut’s euch die Bäume an, wie die gewachsen sind“, sagt er. „Was sich da die vergangenen Jahre getan hat, ist richtig faszinierend.“
HINTERGRUND: Das ist am Waldschmidthaus geplant
Das Waldschmidthaus wird aktuell im Auftrag des Freistaats Bayern unter Federführung des Staatlichen Bauamts Passau saniert und erweitert. Dabei wird der denkmalgeschützte Altbau in möglichst originalem Zustand erhalten. Darin finden Küche, Wirtsstube und Übernachtungsmöglichkeiten für zwölf Personen Platz. Hinter dem Bestandsgebäude entsteht ein Anbau, vornehmlich um einen zweiten baulichen Rettungsweg sicherzustellen. Außerdem sind im Anbau Sanitäranlagen, Technik sowie eine kleine Pächterwohnung untergebracht. Bei der Sanierung ist dem Staatlichen Bauamt Passau insbesondere der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien wichtig. So wird der Anbau in Holzrahmenbauweise errichtet, mit Naturfaser gedämmt und fast zur Gänze mit Photovoltaik-Modulen verkleidet, um den Großteil des benötigten Stroms selbst produzieren zu können.
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Nationalpark-Magazin "Unser wilder Wald", Ausgabe Herbst 2025. Auf unserer Homepage bieten wir das Magazin auch als PDF-Dokument an.