Von oben geht's genauer und billiger

Waldinventuren sind mit Hilfe von Laser-Scanning-Methoden effektiver

Eintrag Nr. 56/2022
Datum:


Bäume aus der Luft zählen ist deutlich effizienter und einfacher als vom Boden aus.
Bäume aus der Luft zählen ist deutlich effizienter und einfacher als vom Boden aus.

Mit Hilfe von Laser-Scanning kann mittlerweile nicht nur die Anzahl der Bäume bestimmt werden, sondern auch ob es sich um Laub-, Nadelbäume oder Totholz handelt.
Mit Hilfe von Laser-Scanning kann mittlerweile nicht nur die Anzahl der Bäume bestimmt werden, sondern auch ob es sich um Laub-, Nadelbäume oder Totholz handelt.

Grafenau. Man sieht den Wald ja vor lauter Bäumen nicht. Und dann soll man die auch noch zählen? Genau vor diesem Problem stehen Forscher bei der Inventur des Waldes. Doch zum Glück springt hier mittlerweile die Technik ein.

Der Fortschritt macht nämlich auch vorm Baumzählen nicht Halt. Musste man früher mühsam durch den Wald stapfen und Bäume zählen, geht es heute einfacher. Vom Flugzeug aus ist die Arbeit im Nu erledigt – und billiger ist es obendrein.

EINST MUSSTE JEDER BAUM PER HAND GEZÄHLT WERDEN

Herkömmliche Waldinventuren sind sehr zeitaufwändig und personalintensiv. So wurden im Nationalpark alle zehn Jahre Kosten von über einer Million Euro verursacht. An insgesamt rund 5800 Inventurpunkten mussten jeweils auf einer Probefläche von 500 Quadratmetern alle Bäume nach Art, Höhe und Durchmesser erfasst sowie die Waldbestände kartographisch beschrieben werden. Und diese mehrere Monate dauernden Arbeiten ergaben letztendlich
auch nur stichprobenartige Informationen.

DANK LASER NUR NOCH EIN FÜNFTEL DER KOSTEN

Dass diese Arbeiten nicht zwangsweise vom Boden, sondern auch von der Luft aus erledigt werden können, haben Forschungen des Nationalparks gezeigt. Als besonders leistungsstark erwies sich ein Laser. Dieser tastet von einem
Flugzeug aus das Gelände mit kurzen Impulsen ab, ein dreidimensionales Höhenprofil des Waldes kann dadurch erstellt werden. Mit dieser Methode können bis zu 300 000 Messungen pro Sekunde durchgeführt werden, was bis zu 50 Messpunkte auf einem Quadratmeter ergibt. Die Ergebnisse sind dabei sehr genau – mindestens so gut wie die Messungen vom Boden aus. Darüber hinaus können die notwendigen Arbeiten innerhalb weniger Tage zu rund einem Fünftel der Kosten durchgeführt werden. Schaut man sich die gewonnenen Daten an, sieht man, dass sich der Nationalpark schnell verändert. 1989 war noch über die Hälfte der Flächen von Nadelwäldern bedeckt. Gut
28 Jahre später lag dieser Wert nur mehr knapp über 20 Prozent. Dafür hat sich der Anteil der Laubwälder von unter zehn auf über 30 Prozent gesteigert – und auch die Mischwälder sind mehr geworden. Dies zeigt sich auch in der Baumartenzusammensetzung in der Verjüngung auf Freiflächen. Gab’s 2008 noch einen Fichtenanteil von 70,2 Prozent,
sank dieser Wert bis 2021 auf 60,6 Prozent. Im selben Zeitraum legten Buchen von 22,2 auf 27,6 Prozent zu, Tannen von 3,1 auf 5,4 Prozent.

DETAILLIERTE AUSWERTUNGEN ÜBER JAHRE HINWEG

Außerdem ergibt sich mit dem Laser ein weiterer Vorteil: Die gesammelten Daten sind nicht nur für das aktuelle  Management von Bedeutung, sondern erlauben auch über Jahre hinweg detaillierte Auswertungen zu unterschiedlichen Fragestellungen. So lassen sich beispielsweise Erkenntnisse über das Wachstumsverhalten der Bäume oder über die
Strukturvielfalt der Flächen gewinnen, die so bislang nicht möglich waren. Daher ist gerade der Einsatz von Laserscanning-Methoden ein bedeutendes Werkzeug im Naturschutz und im Management natürlicher Ressourcen.

KURZ UND BÜNDIG: 

  • Das Laser-Scannen des Waldes ist günstiger und liefert bessere Daten.
  • Die Methode liefert kontinuierliche Informationen über das komplette Nationalpark-Gebiet.
  • Tannen und Buchen sind auf dem Vormarsch, die Fichte geht zurück.

Der Text ist in der Broschüre "Forschung im Nationalpark" erschienen und kann auf der Homepage des Nationalparks Bayerischer Wald heruntergeladen werden. 

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