Waldschmidthaus: Zu hohe Kosten bringen den Zeitplan durcheinander

Landtag muss über Baumaßnahme entscheiden - Spatenstich im Juli 2022 muss verschoben werden

Eintrag Nr. 26/2022
Datum:


Die Planung sieht die Sanierung des Bestandsgebäudes vor, in dem Küche, ein vergrößerter Gastraum und vier Gästezimmer mit insgesamt zwölf Betten entstehen sollen. Ein Anbau hinter dem Bestandsgebäude soll Platz für Technik, Waschräume, Räume für Bergwacht und Nationalparkwacht sowie eine Pächterwohnung schaffen. Grafik: Architekturbüro Köberl & Döringer
Die Planung sieht die Sanierung des Bestandsgebäudes vor, in dem Küche, ein vergrößerter Gastraum und vier Gästezimmer mit insgesamt zwölf Betten entstehen sollen. Ein Anbau hinter dem Bestandsgebäude soll Platz für Technik, Waschräume, Räume für Bergwacht und Nationalparkwacht sowie eine Pächterwohnung schaffen. Grafik: Architekturbüro Köberl & Döringer

Passau/Spiegelau. Das Waldschmidthaus am Großen Rachel soll saniert und modernisiert werden, sein Charme jedoch erhalten bleiben. Das Staatliche Bauamt Passau hat dafür im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) ein Sanierungs- und Erweiterungskonzept erstellt, mit dem das genehmigte Raumprogramm der Nationalparkverwaltung umgesetzt werden kann. Leider haben die ersten Ausschreibungsergebnisse gezeigt, dass die Kosten den Rahmen einer bisher geplanten sogenannten "Kleinen Baumaßnahme" überschreiten. Um das in sich schlüssige und attraktive Gesamtausbauprogramm beibehalten zu können, soll das Bauprojekt nunmehr als "Große Baumaßnahme" in den Haushaltsentwurf des Umweltministeriums eingebracht werden. Dies ist jedoch erst im kommenden Jahr möglich, so dass der für Juli geplante Baubeginn nicht mehr eingehalten werden kann.

Das Gesamtausbaukonzept umfasst die Sanierung und Erweiterung des Bestandsgebäudes, das im Jahr 1912 von der Sektion Spiegelau des Wald-Vereins errichtet wurde. Im Altbau sollen Küche, ein vergrößerter Gastraum und vier Gästezimmer mit insgesamt zwölf Betten entstehen. Ein Anbau hinter dem Bestandsgebäude soll Platz für Technik, Waschräume, Räume für Bergwacht und Nationalparkwacht sowie eine Pächterwohnung schaffen. Eine Besonderheit ist das energetische Konzept für den Anbau, der aus Holzfertigteilen errichtet wird. Die Dach- und Wandbauteile werden im Außenbereich weitgehend mit Photovoltaikpaneelen verkleidet, so wird ein Teil der Energie für den Gebäudebetrieb erzeugt.

Ukrainekrise lässt Preise um rund das Doppelte ansteigen

Das Passauer Architekturbüro Köberl & Döringer hat 2021 im Auftrag des Staatlichen Bauamts Passau und in Abstimmung mit der Nationalparkverwaltung die Planung und Kostenschätzung für die bauliche Umsetzung erarbeitet. Im Februar 2022 hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz das Bauvorhaben im Rahmen einer sogenannten „Kleinen Baumaßnahme“, das sind Bauprojekte mit Gesamtbaukosten unter drei Millionen Euro, bewilligt.

Die ersten Ausschreibungen haben jedoch gezeigt, dass sich die bisher geplanten Kosten auf Grund der nichtvorhersehbaren Preissteigerungen in Folge der Ukrainekrise nicht halten lassen - bei den angebotenen Gewerken liegen die Preise im Schnitt doppelt so hoch. Dies führt dazu, dass die Umsetzung als „Kleine Baumaßnahme“ nicht mehr möglich ist. „Wir bedauern sehr, dass wir das Projekt aufgrund der aktuell hohen Kostensteigerungen nicht wie geplant angehen können“, sagt Leitender Baudirektor Norbert Sterl, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau.

Denkmalschutz, Brandschutz und Naturschutz müssen unter einen Hut gebracht werden

Um das in sich schlüssige und attraktive Gesamtausbauprogramm trotzdem umsetzen zu können, haben sich Vertreter des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, der Regierung von Niederbayern und des Staatlichen Bauamts Passau darauf verständigt, das Projekt als „Große Baumaßnahme“ mit einem Kostenrahmen von mehr als drei Millionen Euro in den Haushaltsentwurf des StUMV für das Haushaltsjahr 2024 einzubringen. Dies bedeutet eine Verzögerung, da eine Entscheidung frühestens nach den Haushaltsverhandlungen Mitte Juni 2023 zu erwarten ist.

„Eine Alternative dazu gibt es jedoch leider nicht, wenn wir das Ausbauprogramm wie genehmigt umsetzen wollen“, erklärt  Norbert Sterl. Letzteres ist im Interesse aller Beteiligten, die in den vergangenen Monaten viel Zeit und Arbeit in die Planung und Abstimmung des Gesamtkonzepts investiert haben. Umfangreiche Absprachen und Verfahren waren nötig, um Denkmalschutz, Brandschutz und Naturschutz unter einen Hut zu bringen, es wurden Schadstoff- und statische Untersuchungen durchgeführt, Gutachten zur naturschutzrechtlichen Befreiung erstellt und die Sparten Sanitär und Elektro detailliert geplant.

Zur Geschichte des Waldschmidthauses

Das Rachelschutzhaus gehört zur Gemeinde Spiegelau (Landkreis. Freyung-Grafenau) und befindet sich auf 1360 Metern Höhe. Es liegt am Fuß des Großen Rachels, der mit 1452 Metern der höchste Berg im Nationalpark ist. Die Berghütte wurde 1912 von der Sektion Spiegelau des Bayerischen Wald-Vereins erbaut. Bis in die 1950er Jahre mussten alle Güter und Lebensmittel mit dem Pferd oder auf dem Rücken transportiert werden, später kamen ein Kettenkrad, also ein Fahrzeug mit Raupenantrieb und Motorradlenker, ein Unimog und ein Geländewagen zum Einsatz. Im Jahr 1982 renovierte der damalige Wirt und Eigentümer das gesamte Gebäude, das bis heute nicht an die örtliche Energie-Versorgung angeschlossen ist. Bis 2012 waren im Waldschmidthaus sogar Übernachtungen möglich, dies wurde aufgrund von Brandschutzmängeln jedoch eingestellt. 2016 wurde der Gaststättenbetrieb geschlossen. Im Jahr 2017 erwarb der Freistaat Bayern das Gebäude zur weiteren Nutzung durch den Nationalpark.

 

Quelle: Pressemitteilung des Staatlichen Bauamts Passau

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