Die 1990er Jahre im Nationalpark

Rückblick auf die wichtigsten Meilenstein von 1990 bis 1999

Eintrag Nr. 46/2020
Datum:


20. März 1991 - Gründung des Nationalparks Šumava. Foto: Nationalpark Šumava
20. März 1991 - Gründung des Nationalparks Šumava. Foto: Nationalpark Šumava

7. Oktober 1995 - 25-Jahr-Feier mit Protestbegleitung. Foto: Nationalparkarchiv
7. Oktober 1995 - 25-Jahr-Feier mit Protestbegleitung. Foto: Nationalparkarchiv

1. August 1997 - Landtag beschließt Nationalparkerweiterung. Foto: Bildarchiv Bayerischer Landtag
1. August 1997 - Landtag beschließt Nationalparkerweiterung. Foto: Bildarchiv Bayerischer Landtag

1. April 1998 - Karl Friedrich Sinner bei Bürgerwanderung. Foto: Nationalparkarchiv
1. April 1998 - Karl Friedrich Sinner bei Bürgerwanderung. Foto: Nationalparkarchiv

Edmund Stoiber. Foto: CSU
Edmund Stoiber. Foto: CSU

Grafenau. Der Nationalpark Bayerischer Wald wird heuer 50 Jahre alt. Aus diesem Anlass blicken wir auf die wichtigsten Meilensteine der Nationalpark-Entwicklung zurück. Im dritten Teil unserer Kurz-Chronik schauen wir zurück auf die 1980er Jahre.

15. April 1990: Mehrere hundert Abfallkörbe werden aus dem Nationalpark entfernt, die Besucher sollen künftig ihren Müll mit heim nehmen.

20. März 1991: Der benachbarte Nationalpark Šumava wird gegründet. Somit entsteht der größte Nationalpark in der Tschechischen Republik mit einem riesigen Potenzial an ungestörter Wildnis. Der häufige Wechsel von Direktoren und Umweltministern in den ersten zwei Jahrzehnten des Bestehens ist für die Entwicklung des Schutzgebietes in Hinblick auf die Einrichtung von Naturzonen nicht förderlich. Auch die Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Bayerischer Wald gestaltet sich zunächst als schwierig. Im Januar 2014 wird Richard Brabec zum Umweltminister ernannt, am 1. Mai desselben Jahres wird Pavel Hubený Direktor. Seitdem ist die Kooperation mit den Kollegen auf bayerischer Seite sehr eng. Es gelingt, das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet in Europa gemeinsam zu entwickeln.

2. Juni 1991: Gemeinsam mit Bundeskanzler Helmut Kohl feiert die Bevölkerung die Öffnung des Grenzübergangs Bayerisch Eisenstein.

3. April 1993: Das waldgeschichtliche Wandergebiet bei Finsterau wird eröffnet. Von 2010 bis 2012 folgte die grenzüberschreitende Neukonzeption unter dem Titel „Wege durch Natur und Zeit“.

Juni 1993: Fichtenbestände werden immer öfter „schrotschussartig“ von Buchdruckern befallen. Im Folgenden vernetzten sich die einzelnen befallenen Orte mehr und mehr zu großen Flächen.

1. Januar 1995: Das Jugendwaldheim wird für 1,6 Millionen Deutsche Mark erweitert und wiedereröffnet.

12. September 1995: Das Hans-Eisenmann-Haus wird für 4,3 Millionen Deutsche Mark erweitert. Bis Ende 1998 entsteht ein neuer Gebäudetrakt.

7. Oktober 1995: Die Feier zum 25. Geburtstag des Nationalparks findet im Freilichtmuseum in Finsterau statt. Die Freude darüber wird getrübt durch Proteste der Nationalparkgegner. Rund 300 Waldler demonstrieren auf Initiative der „Bürgerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldes“ gegen die geplante Nationalparkerweiterung im Landkreis Regen. Als Reaktion auf die Kritik am Prinzip „Natur Natur sein lassen“ schließen sich 1997 engagierte Bürger aus dem Landkreis Regen zum Verein „Pro Nationalpark zur Förderung des Zwieseler Winkels“ zusammen, um als neue Stimme für die sich entwickelnde Waldwildnis einzutreten. 1998 gründet sich im alten Nationalparkteil der Verein „Pro Nationalpark Freyung-Grafenau“.

1. August 1997: Unter Ministerpräsident Edmund Stoiber tritt die vom Bayerischen Landtag beschlossene Verordnung über den Nationalpark Bayerischer Wald in Kraft. Der Nationalpark wird auf Gebiete der Gemeinden Bayerisch Eisenstein, Lindberg und Frauenau erweitert. Mit dem Zuwachs des Areals zwischen Großem Falkenstein und Großem Rachel ist der Nationalpark nun über 24.000 Hektar groß. Im Zuge der Erweiterung wird das Forstamt Zwiesel in die Nationalparkverwaltung eingegliedert. Am 22. Oktober 1997 kommt Ministerpräsident Stoiber in den Nationalpark. Nach einer Exkursion ins Rachel-Lusen-Gebiet betont er bei der Sitzung im Waldgeschichtlichen Museum in St. Oswald, dass an der Nationalparkidee nicht gerüttelt wird und bekennt sich klar zu der Erweiterung.

1. April 1998: Karl Friedrich Sinner wird Leiter der Nationalparkverwaltung. Er hat dieses Amt bis zum Eintritt in den Ruhestand am 30. April 2011 inne. Gerade am Anfang seiner Amtszeit ist er in der Region omnipräsent, weicht keiner hitzigen Diskussion aus. Seine Bürgerwanderungen sind legendär. Und auch in den Bayerwald-Wirtshäusern scheut er keinen Dialog. Nicht selten schafft er es dabei, sein Gegenüber von der Nationalparkidee zu überzeugen oder gar zu begeistern.

3. August 1998: Die Nationalparkwacht startet in den Sommerferien mit zwölf Kindern das Junior-Ranger-Projekt.


ZEITZEUGE
„Die Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald, die 1997 endgültig vom Landtag beschlossen wurde, war ein enormer Kraftakt der bayerischen Politik, mit großen Widerständen vor Ort. Gemeinsam mit dem zuständigen Minister Reinhold Bocklet habe ich mich den sehr schwierigen Debatten vor allem um die Borkenkäferbekämpfung im Erweiterungsgebiet gestellt. Es ging für mich um den Erhalt eines der letzten Urwaldgebiete Europas. Letztlich konnten wir einen tragfähigen Kompromiss finden, der manchem Gegner die Zustimmung ermöglichte. Damit ist es uns gelungen, ein starkes Signal für den Umwelt- und Naturschutz zu setzen und dieses wertvolle Naturerbe für künftige Generationen zu bewahren.“  Dr. Edmund Stoiber, damals Ministerpräsident

 

Diese Serie wird fortgesetzt. Bereits jetzt finden Sie auf der Homepage-Unterseite "Geschichte des Nationalparks Bayerischer Wald" weitere Infos zur Historie des Schutzgebiets.

 

Dieser Artikel ist ein Auszug des Jubiläumsmagazins "50 Jahre Nationalpark".

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