Wenn der Grasfrosch dem Biber folgt

Auszug aus Naturschutz-Broschüre: Wie kann man seltenen Amphibien unter die Arme greifen?

Eintrag Nr. 42/2023
Datum:


Kröten, Frösche und Molche werden im Nationalpark im Frühjahr von Helfern vielerorts über die Straße getragen.
Kröten, Frösche und Molche werden im Nationalpark im Frühjahr von Helfern vielerorts über die Straße getragen.

Grasfrosch. Foto: Steffen Krieger
Grasfrosch. Foto: Steffen Krieger

Riedlhütte. In den kalten Talmulden des Nationalparks war es erst die zweite frostfreie Nacht des Jahres. Aber weil es feucht und warm genug ist, hat die Wanderung der Amphibien-Heerscharen bereits begonnen. Magnetisch vom Wasser angezogen wandern Erdkröten, Grasfrösche, Berg- und Teichmolche in Richtung Laichgewässer. Bis an einem grünen Zaun Endstation ist. Auf der Suche nach einem Ausweg landen die Tiere in Eimern. Wenige Stunden später kommen zwei mit Warnwesten bekleidete Teilnehmer am Freiwilligen Ökologischen Jahr. Die jungen Helfer tragen die Amphibien über die Nationalparkstraße. Und ihre Reise kann weitergehen.

KRÖTEN, FRÖSCHE UND STRASSENBAUER FOLGEN DEM WASSER

Amphibienschutz ist zwar kein neues Naturschutz-Thema. Aber es ist wichtiger denn je. Lebensräume verschwinden. Fast überall kommt Straßenverkehr als bedrohliches Problem hinzu. Und der Klimawandel tut durch vermehrtes Verschwinden von Laichgewässern und Sommerlebensräumen sein Übriges. Kurz gesagt: Kröten, Frösche und Co. durchleben keine einfache Zeit. Da ist der Nationalpark eines der letzten großflächigen Rückzugsgebiete, wo die Chance besteht, Populationen in ihrer ursprünglichen Größe zu erhalten. Aber auch hier bleiben Autos eine große Gefahr. Dummerweise folgen Amphibien von ihrer Natur her Gewässern – ein Fakt, der sie mit Straßenbauingenieuren vereint.

MOBILE VS. DAUERHAFTE QUERUNGSHILFEN

So ist es seit Jahrzehnten üblich, dass an bekannten Wanderrouten mobile Amphibienschutzzäune aufgebaut werden. Wenn sich die Tiere im Frühling in Richtung Laichgewässer aufmachen, verhindern die Einrichtungen, dass sie viel befahrene Straßen überqueren müssen. Dafür werden die Fangbehältnisse entlang der Barriere zweimal täglich kontrolliert und ihr tierischer Inhalt bei Bedarf auf die andere Seite transportiert. Eine sehr zeitintensive und manchmal auch gefährliche Arbeit. Doch es gäbe personalsparende Alternativen: Im Zuge eines Monitorings wurden 2022 und 2023 die Hotspots der Wanderung entlang der Nationalparkstraße identifiziert. Im Zuge der laufenden Sanierung der Hauptverkehrsachse durch den südlichen Nationalpark sollen dort dauerhafte Durchlässe eingebaut werden. Eine Lösung, die nicht nur den Amphibien zugutekommt, auch von Reptilien und Kleinsäugern werden diese angenommen. Zudem entfallen viele Stunden gefährlichen Arbeitens in Straßennähe.

DER BIBER SCHAFFT IDEALE LAICHGEWÄSSER

Positiver als der Straßenverkehr wirkt sich die Nationalparkdynamik auf die Amphibien aus. Da der Biber gerade in den tieferen Lagen des Schutzgebiets teils riesige Wasserflächen geschaffen hat, mangelt es zumindest nicht an potentiellen Laichgewässern. Doch wie die Gewässer selbst liegen viele dieser von Nagermund geschaffenen Tümpel ebenso in Straßennähe. Der effektive Schutz der Amphibien steht und fällt also mit einer sicheren Straßenquerung.

Gewinner

Es gibt fast keine Art, die so immens vom Biber profitiert, wie der GRASFROSCH. Weil sein Laich und seine Larven im Gegensatz zu denen der Erdkröte gern von Fischen verspeist wird, ist er auf kleine Teichflächen angewiesen, die auch mal trockenfallen – und deswegen nicht allzu fischreich sind. Die Bibergewässer sind für ihn also ideal.

Vor Ort erleben

Die durch Biber geschaffenen Amphibien-Lebensräume sind vielerorts zu bestaunen. So können Wanderer etwa am Waldstadion des SV Riedlhütte starten, auf dem Rundweg Kreuzotter nach Nordosten. Nach wenigen hundert Metern ist man im Froschparadies.

 

Hinweis: Dieser Text stammt aus der im Juli 2023 erschienenen Broschüre "Naturschutz im Nationalpark". Die komplette Publikation kann auf der Nationalpark-Homepage als ePaper gelesen werden.

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