Kämpfer für das Schutzgebiet

Der Verein "Pro Nationalpark Freyung-Grafenau" feiert 25. Geburtstag - Sechs Waldführer im Porträt

Eintrag Nr. 52/2023
Datum:


Waldführer begleiten den Großteil der Nationalpark-Führungen.
Waldführer begleiten den Großteil der Nationalpark-Führungen.

Florian Gibis.
Florian Gibis.

Johann Meier.
Johann Meier.

Jutta Pongratz.
Jutta Pongratz.

Marianne Melch.
Marianne Melch.

Heinrich Vierlinger.
Heinrich Vierlinger.

Thomas Zipp. Foto: Gokula
Thomas Zipp. Foto: Gokula

Mauth. „Pro Nationalpark“ – der Name ist Programm. Denn der Verein, der heuer sein 25-jähriges Bestehen feiert, war immer und kompromisslos „für“ das Schutzgebiet. Auch – oder gerade in rauen Zeiten.

Max Greiner war dabei. Damals, am 6. März 1998, als sich der Verein „Pro Nationalpark Freyung-Grafenau“ gegründet hat. Ein Jahr nachdem das Schutzgebiet im Zwieseler Winkel um 11.000 Hektar unter Protesten erweitert wurde. Und in einer Zeit, in der die Fichtenwälder rund um Lusen und Rachel vom Borkenkäfer förmlich aufgefressen wurden. „Es waren damals nicht nur heiße Diskussionen und Proteste – es war ein Glaubenskrieg, der bis in Familien hineinging“, erinnert sich Max Greiner, der seit 2009 Vorsitzender ist. „Wenn man abends in ein Wirtshaus ging, dauerte es oft keine fünf Minuten und man war in einem Streitgespräch.“

Nationalpark als Alleinstellungsmerkmal

Doch Max Greiner hat sich stets für den Nationalpark ausgesprochen. „Mit dem Schutzgebiet hat die Region ein Alleinstellungsmerkmal und einen Werbeträger für den Tourismus.“ Hinzu kommt der Aspekt des Naturschutzes. Ebenso wie Dr. Max Köck, dem Gründungsvater des Vereins, war Greiner von der Idee, die Natur sich selbst zu überlassen, begeistert. „Und daran wollten wir auch nie rütteln.“

In den 90er Jahren verlangten die Nationalpark-Gegner nach „halbseidenen“ Lösungen, wie Greiner es nennt. „Forderungen wurden laut, aus dem Nationalpark einen nachhaltig genutzten Wald mit Borkenkäferbekämpfung und Jagd zu machen.“ In Frage kam dies für die Mitglieder von „Pro Nationalpark“ nicht. „Wir haben damals klare Signale an die Politik geschickt.“ Und an die Bevölkerung - und zwar indem man mit Kritikern hinausgeht. Dorthin, „wo es brennt“, wie Greiner sagt. „Es wurde ja immer behauptet, dass auf den Borkenkäferflächen nichts mehr wächst. Wenn man draußen vor Ort war, hat man sehr wohl junge Triebe gesehen. Wir haben darüber aufgeklärt, dass diese Behauptung schlichtweg nicht stimmt.“

Von 25 zu über 400 Mitgliedern

Aufzuklären, zu vermitteln – das ist auch heute noch die Hauptaufgabe von „Pro Nationalpark“. Und zwar im Rahmen der vielen Führungen, die im Schutzgebiet angeboten und von ausgebildeten Waldführern durchgeführt werden - angefangen von Schneeschuhtouren im Winter bis hin zu grenzüberschreitenden Wander- und Radtouren. Die Nachfrage nimmt beständig zu. Waren es 2006 noch 653 Führungen im Jahr sind es heute über 3000. Und auch die Mitgliederzahlen sprechen für sich. „Wir haben mit 25 Gründungsmitgliedern angefangen, heute sind wir 425“, zeigt sich Greiner stolz.

Die vielen Ausflüge in andere Schutzgebiete oder in das Nationalparkvorfeld sind gefragt. Die Menschen haben nun ein offenes Ohr und ein offenes Herz für den Naturschutz. Und gerade deshalb steht für Greiner fest, dass die Akzeptanz des Nationalparks nicht nur enorm gewachsen ist. „Die Grundsatzschlachten sind geschlagen – und das Schutzgebiet ist fest in der Region verwurzelt.“

AUS DER VEREINSCHRONIK

2009: Der Führungsservice, über den alle Nationalpark-Führungen organisiert werden, wird installiert.

2009: Flächen im Reschbachtal werden gekauft und mit der Nationalparkverwaltung renaturiert.

2010: Heinrich Vierlinger und Martin Stadler veröffentlichen das Waldmärchen „Vom Streit der Könige“.

2014: Die Theaterstücke „Der Triftmeister“ und „Der Waldbauer“ werden an der Reschbachklause aufgeführt.

2021: „Pro Nationalpark“ gibt das Buch „Der Wimmersche Kanal“ heraus, Autor ist Gerd Ruhland.

2022: Der Planetenweg von Mauth nach Finsterau wird eröffnet.

Der Jüngste: Florian Gibis aus Grafenau

„Ich bin schon als Kind mit einer engen Bindung zum Nationalpark aufgewachsen. Waldführer, an deren Führungen ich schon in jungen Jahren teilgenommen habe, haben mich schon immer begeistert. Nach Beginn meines Biologiestudiums wollte ich dann ebenfalls Erwachsenen und Kindern das Wissen über die Natur und die Besonderheiten des Nationalparks Bayerischer Wald näherbringen.“

Der Philosoph: Johann Meier aus Kreuzberg


„Ein Baustein der Umweltbildung ist die Naturphilosophie. Kinder über Dinge zum Nachdenken anzuregen, deren Antworten man eigentlich nicht kennt, und ohne erhobenen Zeigefinger ins Gespräch zu kommen, mit überraschend tiefsinnigen und erfrischend lebendigen Ansichten, das ist eine schöne Aufgabe, die mir viel Spaß macht.“

Die Radlerin: Jutta Pongratz aus Jandelsbrunn

„Mein Mann und ich sind seit 40 Jahren begeisterte Radfahrer. Zum 40-jährigen Nationalpark-Jubiläum hat ein Waldführerkollege eine Rad-Sonderführung gemacht, die mich begeistert hat. Also habe ich den Böhmerwald erkundet und eine grenzüberschreitende Tour ausgearbeitet. Anfangs waren es nur wenig Teilnehmer. Mein Mann und ich haben dann gemeinsam immer mehr Touren erarbeitet. Jetzt haben wir oft bis zu 30 Gäste dabei.“

Die Vielseitige: Marianne Melch aus Neuschönau

„Ich gehöre zu den Waldführern, die die meisten Führungen zu den unterschiedlichsten Themen gemacht haben. Meine Lieblingsführung ist „Nachts im Reich der Tiere“. Ich wohne direkt am Eingang zum Nationalpark und mache am Abend immer gerne einen Rundgang durch das Tier-Freigelände. Dabei kam mir die Idee zu der Führung. Auch die Wanderung „Wildnis am Sagwasser“ ist für mich immer ein Highlight. Hier kann man die Entwicklung vom Nutzwald zum Urwald sehr deutlich sehen und erleben.“

Der Fremdsprachler: Heinrich Vierlinger aus Freyung

„Da ich seit über 30 Jahren als Reiseleiter in ganz Europa und darüber hinaus unterwegs war, hielt ich es für notwendig, mein Englisch ständig zu verbessern. Tschechisch begann ich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zu lernen und bin noch bis heute im Onlinekurs. Mit den Englisch sprechenden Waldführern übe ich seit langem jede Woche eine Stunde.“

Der Dienstälteste: Thomas Zipp aus Neureichenau

„Schon als Kind war es mein Traum, zukünftig Menschen in die Natur zu führen und an meiner Sorge um dieselbe teilhaben zu lassen. Nach 30 Jahren intensivem, meist autodidaktischem Studium in den verschiedensten ökologischen Praxisfeldern habe ich 1994 die Nationalpark-Führerschulung absolviert. Ich verstehe mich aber nicht als „Wald“-Führer, sondern als Nationalparkführer, da der Lebensraum Wald ja nur eine von vielen verschiedenen Naturlandschaftsformen darstellt.“

 

Hinweis: Dieser Text stammt aus der im August 2023 erschienenen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Die komplette Publikation kann auf der Nationalpark-Homepage als ePaper gelesen werden.

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