Forschungsprojekt

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Ökologische Auswirkungen der Rückkehr der Wölfe auf das Ökosystem Šumava/Bayerischer Wald

Motivation:

Nachdem der Wolf in Deutschland seit Anfang des 20. Jahrhunderts als ausgerottet galt, erobern die Tiere seit einigen Jahren ihre ursprüngliche Heimat in rasantem Tempo wieder zurück. Bereits 1996 beobachtete man aus Polen einwandernde Tiere und im Jahr 2000 wurden in der Muskauer Heide in Sachsen schließlich nach mehr als einem Jahrhundert wieder wildlebende Wölfe in Deutschland geboren. Stand 2022 leben in ganz Deutschland 162 Rudel, 47 Paare und 21 sesshafte Einzeltiere, wobei sich die meisten Wölfe auf die Bundesländer Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt verteilen. Der erste Wolfsnachweis im Böhmerwald gelang 2015. Zwei Jahre später dokumentierte eine Wildkamera im selben Gebiet vier Jungtiere und lieferte damit den Beleg für den ersten Wolfsnachwuchs in ganz Bayern seit über 150 Jahren. Seither hat sich die Anzahl der Wolfsrudel im grenzübergreifenden Böhmerwald versechsfacht. Die meisten Rudel halten sich dabei auf dem Gebiet des Sumava-Nationalparks auf tschechischer Seite auf, jedoch kommt es auch immer wieder zu Beobachtungen auf deutscher Seite.

Wie Studien aus Nordamerika zeigen, hat die Anwesenheit des Wolfes einen maßgeblichen Einfluss auf das Ökosystem, denn er trägt nicht nur direkt durch Prädation zur Reduzierung von Beutetierpopulationen bei, sondern kann auch indirekt durch seine Präsenz das Verhalten von Beutetieren wie Rothisch und Reh beeinflussen. Nach der sogenannten Theorie der „Landscape of Fear“ meiden die Beutetiere dabei gefährliche Gebiete, in denen ein erhöhtes Prädationsrisiko vorherrscht und halten sich bevorzugt in deckungsreiche Zonen auf, in denen das Risiko erbeutet zu werden geringer ist. Die somit durch den Wolf bedingte räumliche Verlagerung der Beutetiere – allen voran Rothirsch und Reh – kann sich wiederum in einer räumlichen Veränderung von Wildwirkungen auf die Vegetation auswirken: Dort wo es zu räumlichen Ansammlungen der Huftiere kommt steigt beispielsweise der Verbiss, während er in Gebieten mit erhöhtem Prädationsrisiko sinkt. Bisherige Forschungsergebnisse über den indirekten Einfluss von Wölfen stammen allerdings vor allem aus den naturnahen und großräumigen Landschaften Nordamerikas. Wie sich die Rückkehr des Wolfes auf unsere heimischen Ökosysteme, die in den letzten Jahrhunderten durch das weitgehende Fehlen von Großkarnivoren geprägt waren, auswirkt, ist noch weitgehend unklar.

Projektziele:

Ziel des Projekts ist es, für die beiden Nationalparks Šumava und Bayerischer Wald eine Strategie für das Management der Huftiere Reh und Rothirsch unter Berücksichtigung des Wolfes zu entwickeln. Dabei soll auch das Monitoring der Wölfe grenzüberschreitend koordiniert werden. Das Projekt soll Antworten darauf geben, welche Auswirkungen die Rückkehr des Wolfs auf die Hauptbeutetiere Rothirsch und Reh sowie deren Wildwirkungen auf die Vegetation hat. Anhand der Ergebnisse soll anschließend eine grenzübergreifende Strategie über den Schutz der Arten und der Schutzgebiete für die beiden Nationalparke entwickelt werden. Da sich die Tiere nicht an Verwaltungsgrenzen halten, kommt den Ergebnissen des Projektes auch eine hohe Bedeutung für das Umfeld der Nationalparke zu. Aus diesem Grund soll regelmäßig über aktuelle Projektergebnisse informiert werden.

Untersuchungsdesign:

Das Projekt gliedert sich in drei Teilbereichen:

  1. Im ersten Teilbereich wird eine Methodik des Wolfsmonitorings durch Kamerafallen entwickelt und angewandt. Ergänzend kommt auch akustisches Monitoring zum Einsatz. Dort können durch das Abspielen von Wolfsheulen Versammlungsplätze der Rudel bestimmt werden. Zusätzlich zu Kamerafallen und akustischem Monitoring werden im Šumava Nationalpark auch Wölfe mit GPS-Halsbändern ausgestattet, so können Risse identifiziert und ihr Bewegungsverhalten analysiert werden. Außerdem werden Losungsproben gesammelt und analysiert um Verwandschaftsbeziehungen sowie Nahrungszusammensetzung zu bestimmen.
  2. Im zweiten Teilbereich werden die Beutetiere des Wolfes (Rothirsch, Reh, Wildschwein) untersucht. Mit Hilfe von Kamerafallen können Rückschlüsse auf Populationsdichte und räumliche Verteilung gewonnen und mit Daten aus vorherigen Jahren verglichen werden. So kann herausgefunden werden wie sich die Rückkehr des Wolfes auf die Populationen ihrer Beutetiere auswirkt. Zusätzlich werden auch Rothirsche mit GPS-Halsbändern ausgestattet. So kann auch mit Hilfe von GPS Daten der letzten 20 Jahren untersucht werden wie sich das Verhalten der Hirsche durch die Rückkehr des Wolfes verändert hat.
  3. Zuletzt wird die Waldverjüngung im Böhmerwald Ökosystem untersucht. Im Rahmen einer Verbissinventur können Schäden an der Verjüngung durch Rothirsche und Rehe im ganzen Gebiet festgestellt werden. Auch hier kann auf eine lange Zeitreihe zurückgreifen und den möglichen Effekt der Wolfsrückkehr auf die Waldverjüngung untersuchen.

Finanzierung:

  • Interreg V Ziel 3 – EU Mittel

Ansprechpartner:

Marc Velling
Projektmitarbeiter
marc.velling@npv-bw.bayern.de

Hannah Pepe
Projektmitarbeiterin
hannah.pepe@npv-bw.bayern.de

Walter Di Nicola
Projektmitarbeiter
walter.dinicola@npv-bw.bayern.de

Prof. Dr. Marco Heurich
Sachgebietsleiter
Marco.Heurich@npv-bw.bayern.de

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf unserer Projektpartner-Website Forschung und Monitoring von Wölfen

Kooperationspartner:

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