Licht in die Welt der Pilze gebracht

Dr. Claus Bässler zu seiner Forschungsarbeit im Nationalpark

Eintrag Nr. 21/2020
Datum: 04.08.2020


Dr. Claus Bässler beim Untersuchen eines Baumstammes. Foto: Daniela Blöchinger
Dr. Claus Bässler beim Untersuchen eines Baumstammes. Foto: Daniela Blöchinger

Der Tannenfingerhut wächst am liebsten an toten Ästen in der Krone von Tannen. Foto: Heinrich Holzer
Der Tannenfingerhut wächst am liebsten an toten Ästen in der Krone von Tannen. Foto: Heinrich Holzer

Schönbrunn am Lusen. „Wir sind immer auf der Suche nach verborgenen Schätzen“, sagt Dr. Claus Bässler. Gerade ist er noch auf den Knien an einem liegenden Totholzstamm entlang gerutscht und hat mit der Lupe verfaulte Holzstücke begutachtet. Jetzt legt er sich auf den Bauch und untersucht den Boden. „Es reicht nicht, wenn wir aus drei Meter Entfernung hinsehen“, sagt der 48-Jährige. „Wir müssen uns auf die Ebene unserer Objekte begeben.“ Denn diese sind oft nur wenige Millimeter groß, aber von großem Wert: die Pilze.

„Wir kennen alle Gefäßpflanzen, Säugtiere oder Vögel im Nationalpark“, sagt Claus Bässler. Bei den Pilzen ist es anders. „Wir haben derzeit zirka 4000 Arten im Böhmerwald nachgewiesen – das ist aber nicht einmal die Hälfte der in Deutschland nachgewiesenen Pilze. Man findet immer wieder Neues.“

Claus Bässler, der in Schönbrunn am Lusen wohnt, kam 2003 als Förster zum Nationalpark – und landete durch Zufall bei den Pilzen. „Es hat sich niemand um das Thema gekümmert.“ Nachdem ihn Pilze interessiert haben, er nicht nur Forst- sondern auch Umweltwissenschaften studiert und promoviert hat, arbeitete sich Bässler in das Thema ein. Heute ist Pilzforschung aus dem Nationalpark nicht mehr wegzudenken.

„Spannend ist vor allem, dass wir hier seltene Arten haben, die in der Kulturlandschaft nicht mehr zu finden sind.“ Wie den Schwarzborstling, der vor kurzem entdeckt wurde. „Eine Schwesterart dieses Pilzes enthält Plectasin und hat eine antibiotische Wirkung.“ Doch nicht nur in der Medizin sind Pilze von großer Bedeutung, auch im Naturschutz. „Wir finden immer wieder Arten, die nur in besonders naturnahen Wäldern mit viel Totholz vorkommen, zum Beispiel die Zitronengelbe Tramete.“ Darüber hinaus haben Pilze wichtige Aufgaben in unseren Wäldern. „Sie versorgen Bäume mit Nährstoffen und sind in der Lage, Blätter zu zersetzen. Ohne Pilze würden wir jeden Herbst im Laub ertrinken.“

Claus Bässler hat den Baumstamm abgesucht. Neue Arten hat er nicht gefunden. „Ein anderes Mal wieder“, sagt er zuversichtlich. Schließlich warten noch hunderte Arten darauf, entdeckt zu werden – im Nationalpark, dem „schönsten Freilandlabor, das man sich vorstellen kann“.

 

Dieser Artikel ist ein Auszug des Jubiläumsmagazins "50 Jahre Nationalpark".

 

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