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Das Geheimnis des Rachelsees

Erforschung der Baumartenverteilung in den vergangenen 10 000 Jahren zeigt hohe Dynamik in den Wäldern

Eintrag Nr. 51/2022
Datum:


Anhand der Analyse von Pollen, die aus den Tiefen des Rachelsees geholt wurden, kann die Baumartenverteilung der vergangenen Jahrtausende nachgezeichnet werden. Foto: Steffen Krieger
Anhand der Analyse von Pollen, die aus den Tiefen des Rachelsees geholt wurden, kann die Baumartenverteilung der vergangenen Jahrtausende nachgezeichnet werden. Foto: Steffen Krieger

Baumartenverteilung am Rachelsee seit dem Jahr 9500 vor Christus.
Baumartenverteilung am Rachelsee seit dem Jahr 9500 vor Christus.

Grafenau. Denkt man an einen Wald in der Region, hat man automatisch die Fichte im Kopf. Aber: Dem war nicht immer  so. In den Geschichtsbüchern steht auch eine andere Königin, die Kiefer.

Forscher rätseln zurecht, ob die Kiefer, die sich schon früher im Bayerischen Wald wohl fühlte, diesen Erfolg wiederholen
könnte. Wäre das in Zeiten von Trockenheit und Klimawandel eine Option, wie ein neuer Wald ausschauen könnte? Liefert
ein Blick in die Vergangenheit des Waldes die Lösung für heutige Probleme? Zusammen mit der Universität Bern unternahm der Nationalpark eine Zeitreise. Im Fokus dabei: Pollen, die im Rachelsee, im Alten Rachelsee sowie im Stangenfilz in verschiedenen Moorschichten verborgen lagen.

BAUMARTEN IM WANDEL DER ZEIT

Eine zeitliche Analyse des zu Tage geförderten Blütenstaubs zeigt: Zwischen 9500 und 8500 vor Christus, also bereits
nach der letzten Eiszeit, gab es im Bayerischen Wald Wälder, die hauptsächlich aus Kiefern und Birken bestanden. Diese
beiden Arten wurden dann im Laufe der Jahrtausende von Fichten, Eichen, Linden, Ulmen und Eschen verdrängt. Ab
6500 vor Christus wuchsen Buchen. 2000 Jahre später begann das Klima feuchter und milder zu werden, was Buchen
und später auch Tannen stark begünstigt hat.

DER MENSCH FÖRDERTE FRÜH DIE FICHTE

Ab 2000 vor Christus ist schließlich auch ein menschlicher Einfluss nachweisbar. Hanf- und Getreide-Pollen sind Belege
dafür, dass Grasland geschaffen wurde. Im Wald war die Tanne weiter auf Expansionskurs. Erst kurz vor Christi Geburt ging deren Anteil zurück, dafür kamen wieder vermehrt Birken und Kiefern vor, auch dank menschlicher Aktivitäten wie der Waldweide. Während der Völkerwanderungszeit nach dem Zerfall des Römischen Reiches verschwanden diese menschliche Spuren im Bayerischen Wald wieder. Erst im Frühmittelalter, also zwischen 800 und 1000 nach Christus, nahmen Menschen wieder mehr Einfluss auf die Umwelt. Der Offenlandanteil lag damals bei etwa 20 Prozent. Die Weidetierhaltung begünstigte den Wuchs von Wacholder und Fichte, benachteiligte jedoch die Tanne. In den folgenden 600 Jahren wurde der Wald immer lichter, Weideflächen gab’s nun sogar in den Hochlagen. Die Analysen zeigen
einen sprunghaften Anstieg von Kohleresten, wohl aufgrund der stärkeren Produktion von Holzkohle. Deswegen befanden
sich zu dieser Zeit auch Buche und Tanne auf dem Rückzug. Die menschlichen Eingriffe waren zum Teil so stark, dass ursprüngliche Tannen- und Buchenwälder in Fichtenwälder umgewandelt wurden. Im 19. Jahrhundert wurde vor allem die Tanne auf breiter Fläche weiter zurückgedrängt, so dass die Fichte heute immer noch die häufigste Baumart im Bayerwald ist.

TANNENANTEIL STIEG AM RACHELSEE

Zwischen 1800 und 1900 wurde gerade im Bereich des Stangenfilzes unterhalb des Großen Rachels eine intensive
Waldweide betrieben, die dazu führte, dass sich das Moor nicht mehr weiterentwickeln konnte. Am Rachelsee hingegen
erholten sich die Wälder im selben Zeitraum, sogar der Tannenanteil stieg lokal. Dafür lagerten sich nun verstärkt  industrielle Rußpartikel ab. Das Maximum dieser Entwicklung wurde in den 1970er und 1980er Jahren erreicht.

KURZ UND BÜNDIG: 

  • Pollen aus Sediment- und Moorschichten verraten viel über die Baumarten der vergangenen 10 000 Jahre.
  • Seit der Eiszeit konnten immer wieder neue Baumarten einwandern.
  • Wälder sind über längere Zeiträume hinweg betrachtet hoch dynamische Ökosysteme

Der Text ist in der Broschüre "Forschung im Nationalpark" erschienen und kann auf der Homepage des Nationalparks Bayerischer Wald heruntergeladen werden. 

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