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Ich bin eine Team-Playerin

Ein Interview mit der neuen Nationalparkleiterin Ursula Schuster

Eintrag Nr. 06/2023
Datum:


Ursula Schuster ist seit 1. August Leiterin des Nationalparks Bayerischer Wald.
Ursula Schuster ist seit 1. August Leiterin des Nationalparks Bayerischer Wald.

Grafenau. Seit fünf Monaten ist Ursula Schuster die neue Leiterin des Nationalparks Bayerischer Wald. Am 1. August 2023 hat die 48-jährige gebürtige Passauerin das Amt von ihrem Vorgänger Dr. Franz Leibl übernommen. Im Interview gibt sie ein erstes Resümee.

Wie fühlen Sie sich als Nationalparkleiterin?

Ursula Schuster: Ich fühle mich sehr wohl. Meine Kolleginnen und Kollegen der Nationalparkverwaltung haben mich herzlich aufgenommen und sind mir in jeder Hinsicht entgegengekommen. Ein Wechsel in der Leitung bringt letztendlich auch immer Veränderungen mit sich, an die sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewöhnen müssen. Aber ich habe den Eindruck, dass mich die Mannschaft akzeptiert und das freut mich sehr.

Wann kamen Sie das erste Mal mit dem Nationalpark in Berührung?

Ursula Schuster: Ich war schon als Kind mit meiner Familie immer wieder im Nationalpark unterwegs, zum Beispiel bei Wanderungen auf den Lusen oder bei Besuchen im Tier-Freigelände. Die Faszination für das Schutzgebiet hat allerdings während eines Praktikums begonnen, das ich vor fast 30 Jahren im Neuschönauer Pflanzgarten des Nationalparks gemacht habe. Meine Hauptaufgabe war es, das Auerhuhngehege im Tier-Freigelände mit heimischen Sträuchern zu bepflanzen. Die Arbeit hat mich so nachhaltig fasziniert, dass in mir der Wunsch gereift ist, später einmal im Nationalpark zu arbeiten.

Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen, Sie sind nun sogar die Leiterin. Für was haben Sie sich anfangs besonders viel Zeit genommen?

Ursula Schuster: An oberster Stelle stand für mich natürlich, meine Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Ich habe alle Sachgebiete besucht und mir einen Einblick in deren Arbeit verschafft. Außerdem war es mir in den ersten Wochen wichtig, alle Bürgermeister, die damalige Landrätin Rita Röhrl und Landrat Sebastian Gruber zu besuchen. Auch der Austausch mit den Vertretern von Behörden, Verbänden, Vereinen sowie mit Touristikern ist für mich von großer Bedeutung und bestimmt meinen Arbeitsalltag. Alle Akteure, mit denen wir zusammenarbeiten, sollen wissen, dass meine Tür jederzeit und für alle Anliegen offensteht. Der Nationalpark ist ein Touristenmagnet und Wirtschaftsmotor für eine ganze Region und funktioniert nur, wenn wir auf Augenhöhe miteinander reden und ein regelmäßiger Austausch stattfindet.

Viel Gesprächsstoff lieferte in diesem Jahr der massenhafte Borkenkäfer-Befall rund um den Großen Falkenstein. Wie sind Sie den Sorgen der Menschen begegnet?

Ursula Schuster: Mir war es wichtig, dass wir das direkte Gespräch mit allen Betroffenen suchen. Daher sind wir mit den angrenzenden Waldbauern im Gespräch. Außerdem fanden Fortbildungen für unsere Mitarbeiter, für Waldführer und für touristische Partner statt. Nur wenn sie über die derzeitige Situation und das Borkenkäfermanagement im Nationalpark gut informiert sind, können sie dies auch an Besucher richtig weitergeben. Darüber hinaus wollen wir allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, sich zu informieren. Dies ist beispielsweise bei zwei Bürgerwanderungen, die ich im vergangenen Herbst geführt habe, geschehen. Dieses Angebot werde ich in diesem Jahr fortsetzen. Meiner Ansicht nach ist es unerlässlich, dass sich eine Nationalparkleiterin in der Region zeigt – auch bei schwierigen Themen.

Weg von den schwierigen Themen zu den schönen Terminen. Was waren Highlights in den ersten Monaten Ihrer Amtszeit?

Ursula Schuster: Die Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Haus zur Wildnis gehört hier dazu. Was mich ebenfalls sehr freut, sind die Baufortschritte beim „Naturerlebnis Wistlberg“ nahe Finsterau. Ende Mai 2023 konnten wir den Spatenstich für das Nationalpark Café feiern und nur fünf Monate später war der Innenausbau in vollem Gange. Wenn alles nach Plan verläuft, können ab August 2024 die ersten Gäste bewirtet werden. Ein ganz persönliches Highlight war auch die Wiederbesetzung des Wolfsgeheges im Tier-Freigelände in Neuschönau mit zwei jungen Rüden. Dass hier wieder Tiere einziehen, war ein Versprechen an die Region, das wir gehalten haben.

Was geschieht mit dem leeren Wolfsgehe im Nationalparkzentrum Falkenstein?

Ursula Schuster: Wir wollen auch für das Tier-Freigelände bei Ludwigsthal schnellstmöglich Wölfe finden. Das ist allerdings kein leichtes Unterfangen. Nur noch wenige Zoos und Tiergehege züchten europäische Wölfe, weil einfach nicht sichergestellt werden kann, dass sie an andere Einrichtungen vermittelt werden können. Dennoch arbeiten wir mit allen Kräften an einer Wiederbesetzung.

Was haben Sie sich außerdem für die nahe Zukunft vorgenommen?

Ursula Schuster: Mein Ziel ist es, in der Nationalparkforschung nationale Netzwerke weiter auszubauen, damit wir auf internationaler Forschungsebene noch stärker als bisher wahrgenommen werden. Außerdem möchte ich an die grenzüberschreitende hervorragende Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationalparks umava und Bayerischer Wald anknüpfen, diese fortsetzen und weiter ausbauen. Das Thema Barrierefreiheit liegt mir außerdem sehr am Herzen. Wir haben bereits barrierearme Wege, beispielsweise im Großen Filz bei St. Oswald sowie im Finsterauer Filz. In diesem Jahr soll der Rundweg Ameise in Zwieslerwaldhaus barrierearm ausgebaut werden. Der Nationalpark hat mit seiner dynamischen Waldentwicklung und der entstehenden Biodiversität so viele wunderbare Facetten zu bieten. Es ist wichtig, dass wir diesen Schatz schützen und bewahren – aber auch für alle Menschen erlebbar machen.

Können Sie selbst auch neue Energie in der Natur des Nationalparks tanken?

Ursula Schuster: Ja, absolut. Ich habe viele Indoor-Termine und es freut mich sehr, wenn ich durch die Region fahre, draußen Gelegenheit zu einer Wanderung habe und sehe, wie sich die Nationalparkregion formt und welch tollen Waldbilder entstehen. Hier geht jedes Mal mein Herz auf.

Was braucht eine Nationalparkleiterin sonst noch?

Ursula Schuster: Ganz klar, eine hoch motivierte Mannschaft im Rücken. Der Nationalpark ist wie ein großes Schiff, dem zwar ein Kapitän vorsteht. Um das Schiff manövrieren zu können, braucht es aber auch Kolleginnen und Kollegen, die im Maschinenraum arbeiten und alles am Laufen halten. Die Handgriffe, die dort getätigt werden, sind oft nicht ersichtlich, aber unentbehrlich für eine funktionierende Verwaltung. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die wertvolle Arbeit, die sie leisten. Ich bin eine Team-Playerin und es freut mich, dass wir so gut zusammenarbeiten, dass wir uns austauschen und gemeinsam Lösungen finden.

ZUR PERSON

Ursula Schuster hat in Weihenstephan und Uppsala, Schweden, Landschaftsökologie studiert. Danach war sie als Landschaftsplanerin in Landschaftsarchitekturbüros und als Lehrbeauftragte an der Technischen Universität München tätig. Die Laufbahn im öffentlichen Dienst trat sie 2007 bei der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege an. Anschließend folgten Stationen im Bayerischen Umweltministerium sowie in der Bayerischen Staatskanzlei. Zuletzt leitete sie das Büro von Ministerialdirektor Dr. Rüdiger Detsch im Bayerischen Umweltministerium.

 

Dieser Text stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Die komplette Publikation ist auch als PDF-Version auf der Nationalpark-Homepage abrufbar.

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