Sorry, there is no English translation for this page.

Wildschweine gehen auf Sendung

Forschungsprojekt im Nationalpark zum Auftreten der Afrikanischen Schweinepest

Eintrag Nr. 28/2022
Datum:


Mit Hilfe einer Antenne sucht Dr. Christian Fiderer nach besenderten Wildschweinen.
Mit Hilfe einer Antenne sucht Dr. Christian Fiderer nach besenderten Wildschweinen.

Nur gesunde Tiere ab einem Körpergewicht von 35 Kilogramm werden besendert.
Nur gesunde Tiere ab einem Körpergewicht von 35 Kilogramm werden besendert.

Grafenau. Wie groß muss beim Auftreten der Afrikanischen Schweinepest das Sperrgebiet sein? Dieser Frage geht der Nationalpark gerade im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums auf den Grund. Doch um hierzu Aussagen treffen zu können, muss man erst einmal wissen, wie weit Wildschweine täglich laufen. Wenn die Tiere besendert werden, liefern sie hilfreiche Informationen.

Wenn man Dr. Christian Fiderer auf der Straße treffen würde, könnte man meinen, er ist ein Fernsehtechniker. Er hat eine große Antenne dabei, an die ein kleines Elektrogerät angeschlossen ist. Radio- oder Fernsehsender sucht er damit jedoch nicht. Sondern besenderte Wildschweine. Und er ist auch nicht in der Stadt, sondern im Wald unterwegs.

„Klick, klick, klick.“ Christian Fiderer, der im Nationalpark Wildtierökologe ist, hat das Wildschwein mit der Nummer „36418“ im Reschbachtal geortet. Leichter wäre die Suche über eine App mit dem Handy, über die regelmäßig die aktuellsten GPS-Positionen abrufbar sind. Das funktioniert allerdings nur, wenn auch ausreichend Netz vorhanden ist. Ansonsten muss das Tier mit Hilfe der Antenne gefunden werden. „Dieses Wildschwein ist das zweite, das wir im Rahmen des Forschungsprojektes besendert haben“, erzählt Christian Fiderer, während über die Antenne ein beständiges „Klicken“ zu hören ist. Anhand der Art des Signals erkennt der Wildtierökologe, ob mit dem Tier alles in Ordnung ist, ob es sich regelmäßig bewegt, ob der Sender kaputt oder die Batterie leer ist. „36418“ scheint es gut zu gehen. Nach dem schlechten Wetter in der vergangenen Nacht lässt das Schwein den Vormittag wohl gemütlich angehen.

27 Tiere seit September 2021 besendert

27 Tiere konnten seit September 2021 im Nationalpark besendert werden, insgesamt sollen es im Laufe von fünf Jahren 50 werden. Besendert werden nur gesunde, kräftige Tiere ab einem Körpergewicht von 35 Kilogramm – und das für eine Zeitspanne von einem halben Jahr. Danach fallen die Sender automatisch ab und müssen eingesammelt werden.

Und bis es dann so weit ist, heißt es Daten sammeln. „Wir überprüfen regelmäßig die Standorte der einzelnen Tiere und werten aus, wie weit sie wandern.“ Auch die Wetterverhältnisse werden mit aufgelistet. „Sind die Tiere bei viel Neuschnee weniger aktiv? Ist ihr Verhalten im Sommer anders als im Winter? Das sind alles Fragen, auf die wir uns Antworten erhoffen.“ Erste Ergebnisse gibt es schon. „Die Wildschweine wandern teilweise weit über die Grenze hinweg in den Nationalpark Šumava hinein und wieder zurück.“ Und dabei können sie am Tag ordentlich Strecke machen. Zwei Tiere haben in 24 Stunden 20 Kilometer geschafft. „Diese Daten brauchen wir. Nur wenn wir wissen, wie weit Wildschweine bei welchen Bedingungen wandern, kann man im Fall eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest auch ein sinnvoll großes Sperrgebiet einrichten.“ Sollte es irgendwann so weit sein, ist Bayern auf jeden Fall gerüstet – auch dank der Wildschweine, die im Nationalpark auf Sendung gehen.

Der Artikel ist in der Frühjahrsausgabe 2022 der Zeitschrift "Unser wilder Wald" erschienen. Das Heft gibt es auf der Homepage des Nationalparks Bayerischer Wald zum Download. 

Zum Seitenanfang scrollen nach oben