Bayerischer Wald
Projekttag der 10. Klassen: Ein zentrales Standbein der Zusammenarbeit zwischen Nationalpark und Gymnasium Zwiesel
Pressemitteilung Nr. 034/15
Wie dick ist dieser Baum? 10.-Klässler des Gymnasiums Zwiesel bei der Erfassung von Waldstrukturen im Nationalpark.
Schüler der 10. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Zwiesel bei der Untersuchung von Totholz im Nationalpark.
Die komplette Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Zwiesel nutzte die Zeit vor den Sommerferien für einen Biologie-Unterricht der besonderen Art: Sie besuchten den Nationalpark und erkundeten bei einem Projekttag das Ökosystem Wald direkt vor Ort. Die Veranstaltung fand heuer zum vierten Mal in Folge statt.
Der Wald als Ökosystem ist einer der Schwerpunkte des Biologie-Unterrichts der 10. Klassen im Gymnasium. Warum aber dieses Thema ausschließlich im Klassenzimmer behandeln, wenn man nicht nur den Wald, sondern sogar einen Wald-Nationalpark vor der Haustür hat? Das dachte sich Biologie-Lehrerin Ingeborg Schmidt bereits vor vier Jahren. Seit 2012 besucht deshalb auf ihre Initiative hin jedes Jahr die jeweilige 10. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Zwiesel den Nationalpark und erforscht bei einem aufwändig organisierten und intensiv betreuten Projekttag die Besonderheiten der Nationalparkwälder.
Insgesamt 75 Schüler nahmen dieses Mal an der Veranstaltung teil und erlebten gemeinsam mit ihren Lehrern Frau Tröger und Herrn Eckl in fünf verschiedenen Stationen hautnah die großen und kleinen Bewohner des Waldes im Nationalpark sowie deren vielfältige Vernetzung untereinander. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie sich die Wälder des Nationalparks von bewirtschafteten Wäldern unterscheiden. Bei der Beantwortung dieser Frage ging es vor allem praktisch und handfest zu: Als „Nachwuchs-Forscher“ übten sich die 10.-Klässler in der Kartierung von Waldstrukturen – Baumarten, Höhe und Durchmesser, Verjüngung und Totholz von Probeflächen wurde in Kleingruppen akribisch aufgenommen und in eine Karte übertragen. Der Vergleich zwischen jüngeren Fichtenwäldern und alten Bergmischwäldern, die schon längere Zeit ohne den Einfluss des Menschen verbleiben, zeigte die Unterschiede zwischen Nationalpark und Wirtschaftswald: Im unbewirtschafteten Nationalparkwald sammeln sich nicht nur erheblich größere Mengen Totholz an, die Bäume können dort auch wieder ihr natürliches Höchstalter sowie beeindruckende Größen erreichen, wie die Schüler bei der Vermessung von großen, alten Tannen auf ihrer Probefläche feststellen konnten.
Mykologe Heinrich Holzer ließ die Schüler in die geheimnisvolle Welt der Pilze eintauchen. Hier lernten sie nicht nur die Rolle dieser Fadenwesen im Ökosystem Wald, sondern auch deren Arten- und Formenvielfalt kennen. Darüber hinaus erfuhren sie, dass der Nationalparke Heimat für eine ganze Reihe von seltenen und bedrohten Pilzarten ist, die beispielsweise an abgestorbenen Bäumen leben und in Wirtschaftswäldern fehlen.
Doch nicht nur Pilze, sondern auch verschiedene Käferarten sind auf Totholz spezialisiert. Dies stellten die Schüler bei der Station von Nationalpark-Waldführer Herbert Linsmeier fest, der anschaulich erklärte, warum der Nationalpark in der Bayern-Liga der Totholzkäfer ganz vorne mitspielt: 14 Urwaldrelikte sind hier aktuell nachgewiesen, das sind Käfer, die in Deutschland nahezu ausgestorben sind und zu den seltensten Insekten Mitteleuropas gehören.
Abgerundet wurde der Tag durch einen Vortrag, bei dem der Nationalpark mit seiner Naturausstattung und Zielsetzung vorgestellt wurde. Nach fünf kurzweiligen Stunden waren sich alle Beteiligten einig, dass die gelungene Veranstaltung ein wichtiges Standbein in der Zusammenarbeit zwischen dem Gymnasium Zwiesel und dem Nationalpark darstellt und deshalb auch zukünftig beibehalten werden soll.
Bildunterschrift:
Bild 1: Wie dick ist dieser Baum? 10.-Klässler des Gymnasiums Zwiesel bei der Erfassung von Waldstrukturen im Nationalpark.
Bild 2: Schüler der 10. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Zwiesel bei der Untersuchung von Totholz im Nationalpark.
(Fotos: NPV)
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