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Das Geheimnis der Pilzfarben

Fruchtkörper sind in kalten Klimazonen dunkler

Pressemitteilung Nr. 53/2019

Datum: 02.07.2019

Über 3000 Pilzarten wurden im Rahmen der Untersuchung analysiert, darunter: Elfenbeinschneckling (1. Reihe v.l.), Blutblättriger Hautkopf, Dunkler Rasenrötling, Safrangelber Saftlin (2. Reihe v.l.), Papageiensaftling, Violetter Lacktrichterling, Olivgelber Holzritterling (3. Reihe v.l.), Maronen-Röhrling, Fliegenpilz.  (Fotos: Franz Krah, Peter Karasch/Nationalpark Bayerischer Wald)

Über 3000 Pilzarten wurden im Rahmen der Untersuchung analysiert, darunter: Elfenbeinschneckling (1. Reihe v.l.), Blutblättriger Hautkopf, Dunkler Rasenrötling, Safrangelber Saftlin (2. Reihe v.l.), Papageiensaftling, Violetter Lacktrichterling, Olivgelber Holzritterling (3. Reihe v.l.), Maronen-Röhrling, Fliegenpilz. (Fotos: Franz Krah, Peter Karasch/Nationalpark Bayerischer Wald)

Grafenau/München. Der Fliegenpilz ist mit seinem roten Hut wohl der auffälligste Vertreter unter den vielfältig und unterschiedlich intensiv gefärbten Pilzarten. Welchen Zweck diese Farben erfüllen, war bisher unbekannt. Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Bayerischer Wald erste Antworten auf dieses Rätsel gefunden.

In der Natur erfüllen bestimmte Farben und Muster meist einen Zweck: Der Feuersalamander signalisiert seinen Feinden mit seiner auffälligen Zeichnung, dass er giftig ist, eine rote Kirsche soll Vögel anlocken, die diese fressen und damit den Samen weiterverbreiten. Andere Tiere, wie das Chamäleon dagegen, schützen sich mit Tarnfarben vor der Entdeckung durch Fressfeinde. 

Aber auch das Klima spielt bei der Färbung eine Rolle: Besonders Insekten oder Reptilien sind in kälteren Klimazonen dunkler gefärbt. Die wechselwarmen Tiere sind bei der Regulierung ihrer Körpertemperatur auf die Außentemperatur angewiesen. Durch die dunkle Färbung können sie die Wärme schneller aufnehmen. Derselbe Mechanismus könnte auch bei Pilzen eine Rolle spielen, vermuteten die Forscher um Franz Krah, der seine Doktorarbeit zu diesem Thema an der TUM verfasst hat und Dr. Claus Bässler, Mykologe an der TUM und Mitarbeiter im Nationalpark Bayerischer Wald. Denn auch Pilze könnten von der Sonnenenergie profitieren, um sich besser fortzupflanzen.

Verbreitung von 3054 Pilzarten untersucht

Um diese Theorie zu testen, werteten die Forscher Unmengen an Daten aus. Sie untersuchten die Verbreitung von 3054 Pilzarten in ganz Europa. Dabei analysierten sie deren Helligkeit und die in den Lebensräumen vorherrschenden klimatischen Bedingungen. Die Ergebnisse zeigen einen eindeutigen Zusammenhang: In kalten Klimazonen sind die Fruchtkörper der Pilze dunkler. Auch jahreszeitliche Veränderungen wurden berücksichtigt. So fanden die Wissenschaftler heraus, dass Pilzgemeinschaften, die tote Pflanzenbestandteile abbauen, im Frühjahr und Herbst ebenfalls dunkler sind als im Sommer.

„Natürlich ist das erst der Anfang“, erklärt Krah. „Es ist noch viel mehr Forschung nötig, bis wir ein generelles Verständnis für Pilzfarben entwickelt haben.“ So ist ein zusätzlicher jahreszeitlicher Färbungseffekt etwa bei Pilzen, die in Symbiose mit Bäumen leben, nicht nachzuweisen. „Dort spielen dann wohl noch weitere farbliche Funktionen, wie die Tarnung, eine Rolle.“ Auch muss noch untersucht werden, wie sehr die dunkle Färbung tatsächlich die Reproduktionsrate der Pilze beeinflusst.

Bildunterschrift:

Über 3000 Pilzarten wurden im Rahmen der Untersuchung analysiert, darunter: Elfenbeinschneckling (1. Reihe v.l.), Blutblättriger Hautkopf, Dunkler Rasenrötling, Safrangelber Saftlin (2. Reihe v.l.), Papageiensaftling, Violetter Lacktrichterling, Olivgelber Holzritterling (3. Reihe v.l.), Maronen-Röhrling, Fliegenpilz.  (Fotos: Franz Krah, Peter Karasch/Nationalpark Bayerischer Wald)

Pressefoto unter www.nationalpark-bayerischer-wald.bayern.de/aktuelles/. Freigabe nur in Verbindung mit der Pressemitteilung.

 

PUBLIKATION:

Franz-Sebastian Krah et al., Nature Communications Volumes 10, Article Number: 2890 (2019) "European mushroom assemblages are darker in cold climates."

https://www.nature.com/articles/s41467-019-10767-z


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