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Borkenkäfer auf dem Vormarsch

Aktuelle Infos zur Lage aus dem Magazin "Unser wilder Wald"

Eintrag Nr. 46/2023
Datum:


Waldentwicklung am Lusen: Die linke Aufnahme ist 25 Jahre alt, das linke Bild zeigt die aktuelle Situation. Fotos: Archiv (links)/Stefan Sempert (rechts)
Waldentwicklung am Lusen: Die linke Aufnahme ist 25 Jahre alt, das linke Bild zeigt die aktuelle Situation. Fotos: Archiv (links)/Stefan Sempert (rechts)

Grafenau/Kreuzstraßl. In ganz Bayern, ja in ganz Deutschland ist die Borkenkäfer-Situation angespannt. Experten sprechen von einer Borkenkäferwelle, die eine Folge des Klimawandels ist. Auch im Nationalpark hat die warme und trockene Witterung seit Anfang Mai die Entwicklung des Buchdruckers stark begünstigt. Besonders betroffen ist der Falkenstein-Bereich. Wie kann man die Ausbreitung in die angrenzenden Gebiete effektiv unterbinden? Mit welcher Entwicklung ist in den kommenden Jahren zu rechnen? Hier gibt es die wichtigsten Antworten.

WO WIRD DER BUCHDRUCKER IM NATIONALPARK REGULIERT?

Auf dem Großteil der Fläche, genauer gesagt auf 75 Prozent des Nationalparks, findet kein Eingriff statt und es gilt das Motto „Natur Natur sein lassen“. Anders sieht es im zirka 5500 Hektar großen Randbereich aus. Hier wird der Buchdrucker auf einem 500 bis 1000 Meter breiten Grenzstreifen bekämpft und mit allen Kräften daran gearbeitet, eine Ausbreitung auf die angrenzenden Wälder zu verhindern.

WAS PASSIERT NACHDEM EIN BEFALL REGISTRIERT WURDE?

Die mit Buchdruckern befallenen Fichten werden gefällt. Das klassische Management sieht im Anschluss vor, dass die Bäume aus dem Wald gebracht und an Sägewerke verkauft werden. Dies kann durch Harvester geschehen oder in sensiblen Bereichen auch durch Rückepferde. Da im Nationalpark jedoch keine Gewinnorientierung verfolgt wird, kein Druck auf den Holzmarkt ausgeübt werden soll und darüber hinaus der Schutz der Natur an erster Stelle steht, wird ein Teil der gefällten Bäume entrindet und als Biomasse im Wald gelassen.

MIT WELCHEN METHODEN GESCHIEHT DIES?

Zum einen kommen Debarking-Harvester zum Einsatz, das sind mit Entrindungsköpfen ausgestattete Erntemaschinen. Diese fällen die Fichten und entrinden sie im Anschluss direkt vor Ort. Fehlt die Rinde, kann sich der Buchdrucker nicht mehr vermehren. Ökologisch noch besser, dafür auch zeitaufwendiger, ist das Schlitzen von Baumstämmen durch Waldarbeiter-Trupps mit speziellen Motorsägen-Aufsätzen. Diese schlitzen die Rinde streifenförmig, auch das verhindert die Ausbreitung des Buchdruckers. Nachdem hier ein Teil der Rinde am Baum bleibt, haben hunderte totholzbewohnende Pilze und Insekten, unter ihnen auch die Fressfeinde der Borkenkäfer, ein Lebensraum- und Nahrungsangebot.

WIE WIRD SICH DIE BUCHDRUCKER-SITUA¬TION IM JAHRESVERLAUF ENTWICKELN?

Die Entwicklung ist stark von der Witterung abhängig, die Nationalparkverwaltung vermutet am Ende des Jahres ein zu bearbeitendes Volumen von über 100 000 Festmetern. Generell muss in den nächsten zwei bis drei Jahren noch mit einem hohen Befall gerechnet werden.

WAS GESCHIEHT MIT DEN BEFALLENEN FLĬCHEN IN DER NATURZONE, IN DENEN DER MENSCH NICHT EINGREIFT?

Ein Blick auf den Lusen zeigt, wie schnell die Naturverjün¬gung auf Störungsflächen vonstattengehen kann. In den 1990er Jahren war der gesamte Berg ein Meer aus toten Fichten. Heute ist dort ein gesunder, artenreicher Wald herangewachsen. Das Totholz bietet Nährstoff für junge Baumsprösslinge.

 

Hinweis: Dieser Text stammt aus der im August 2023 erschienenen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Die komplette Publikation kann auf der Nationalpark-Homepage als ePaper gelesen werden.

 

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