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Partner in der Sache - und mit den Herzen

Kooperationen mit Nationalparks in El Salvador und Albanien

Eintrag Nr. 09/2021
Datum:


Montecristo Nationalpark in El Salvador. Fotos: Franz Leibl
Montecristo Nationalpark in El Salvador. Fotos: Franz Leibl

Eine auf Bäumen wachsende Orchidee bringt gelbe Farbtupfer in den Montecristo Nationalpark.
Eine auf Bäumen wachsende Orchidee bringt gelbe Farbtupfer in den Montecristo Nationalpark.

Nationalpark Prespa in Albanien.
Nationalpark Prespa in Albanien.

Der Krauskopfpelikan, hier im Nationalpark Prespa, ist die seltenste Pelikanart weltweit.
Der Krauskopfpelikan, hier im Nationalpark Prespa, ist die seltenste Pelikanart weltweit.

Lage der Nationalparks Prespa (Punkt rechts) und Montecristo auf dem Globus. Grafik: freepik.com/Annemarie Schmeller
Lage der Nationalparks Prespa (Punkt rechts) und Montecristo auf dem Globus. Grafik: freepik.com/Annemarie Schmeller

Grafenau/Tirana/San Salvador. Als Vorbild im Management und Ideengeber für Schwächere kooperiert der Nationalpark Bayerischer Wald mit Großschutzgebieten rund um den Erdball. Das Portfolio der Partner und Projekte ist dabei so breit wie bunt. Zwei Beispiele.

Für Jürgen Tönnesen gibt es zwei Regionen auf dem Globus, in die es ihn regelmäßig zieht: Nach El Salvador und in den Bayerischen Wald. Letzteren sucht der umtriebige Rheinländer seit Anfang der 1970er Jahre auf – mitunter, um die Entwicklung des hiesigen Nationalparks mit Staunen zu begleiten. „Ich habe alle Phasen der Schutzgebietsgenese durch“, erzählt Tönnesen. Und dabei gelernt, dass in der Natur andere Kräfte wirken, die man zwar nicht immer verstehen könne – ihnen vertrauen dagegen sehr wohl.

Maya-Bauten, Vulkane und Tropenwälder

Als Geschäftsführer der Flüchtlingshilfe Mittelamerika ist Jürgen Tönnesen mehrere Wochen pro Jahr in El Salvador, einem Land so klein nur wie Hessen, aber voller Farben, Maya-Bauten, Vulkane und üppiger Tropenwaldnatur. „Ich erfuhr, dass der Borkenkäfer die Kiefernwälder im Montecristo Nationalpark befallen hatte und erkannte in der Ratlosigkeit und den Befürchtungen der Einheimischen große Parallelen zum Bayerischen Wald“, schildert er seine Eindrücke aus dem exotischen Land. Kaum heimgekehrt, nahm Tönnesen Kontakt zur Nationalparkverwaltung in Grafenau auf, stieß dort auf offene Ohren und brachte in der Folge eine offizielle Kooperation der Schutzgebiete diesseits und jenseits des Atlantiks mit auf den Weg.

Drei Jahre lang unterstützten die Bayern ihre salvadorianischen Kollegen in Projekten zur Umweltbildung und Regionalentwicklung – und in der Forschung ohnehin: Mitunter wurden mit Hilfe des Nationalparks Bayerischer Wald vier Wildkatzenarten im Montecristo-Reservat durch ein Fotofallen-Monitoring wiederentdeckt.

Stärkung des Schutzgebiets und des nachhaltigen Tourismus

Zudem: El Salvador beheimatet Reste besonders schützenswerter Nebelwälder. Weil sie in jüngster Vergangenheit mehrfach private Investoren auf den Plan gerufen hatten, um Teile des Montecristo Nationalparks in ihren Besitz zu bekommen, gelten die Wälder als schwer bedroht. Die internationale Qualität der Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Bayerischer Wald stärkte nicht nur das artenreiche salvadorianische Schutzgebiet, sondern auch den nachhaltigen Tourismus der dortigen Gemeinden.

Mit Auslaufen des vergangenen Jahres galt auch die Partnerschaft der beiden Schutzgebiete für beendet – zumindest auf dem Papier. Über die Zusammenarbeit seien jedoch derart enge Freundschaften entstanden, freut sich Jürgen Tönnesen, „dass die Kooperation in den Herzen auf alle Fälle weitergeht“.

Ausgemusterter Unimog bringt Partnerschaft mit Albanien ins Rollen

Es war ein Unimog, der der Kooperation zwischen dem Nationalpark Prespa und seinem Pendant im Südosten Deutschlands zur Geburt verhalf: Die Bayern waren im Begriff, das Gefährt abzustoßen, die Albaner wollten es haben – was schließlich Kreise bis ins Umweltministerium nach München zog. Weil der Freistaat Bayern als Dienstherr des Nationalparks nicht einfach Unimogs verschenken kann, wurde kurzerhand eine Partnerschaft zwischen den beiden Schutzgebieten geschlossen, die sich schnell als gewinnbringend für beide Beteiligte erwies:

„Wir blicken voller Respekt auf das gelingende Nebeneinander von Naturschutz und sanftem Tourismus im Nationalpark Bayerischer Wald“, erzählt Constanze Schaaff. Die Geoökologin, die über ein Freiwilliges Ökologisches Jahr Mitte der 1990er Jahre im Nationalpark Bayerischer Wald in die Naturschutzarbeit fand, lebt in der albanischen Kleinstadt Korça, leitet ein von der KfW-Bank gefördertes Projekt zur deutsch-albanischen Zusammenarbeit und steuert vor Ort einen bunten Strauß unterstützender Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität im Prespa-Park.

Junior-Ranger-Programm nach bayersichem Vorbild

Gleichzeitig erschließt sie über nachhaltige Bewirtschaftungskonzepte neue Einkommensmöglichkeiten für die einheimische Bevölkerung: „Zwölf Dörfer sind Teil unseres Parks. Weil deren Bewohner weitgehend von der Landwirtschaft und Fischerei leben, suchen wir gemeinsam nach guten Kompromisslösungen.“ So würden der Bevölkerung bestimmte Parkflächen zugewiesen, auf denen sie Holz zur Befeuerung ihrer Heizungen und Öfen einschlagen dürfen. Auch die Fischerei in den Prespa-Seen sei zu bestimmten Zeiten weiterhin erlaubt.

Den ältesten Nationalpark Deutschlands nähmen sich die Albaner vor allem in der Umweltbildung, in der Besucherlenkung und Rangerei zum Vorbild. „Hier stecken wir noch in den Kinderschuhen“, bedauert Constanze Schaaff, die gerade – und wieder unter Einbindung der Einheimischen – ein Junior-Ranger-Programm auf die Beine stellt, um bereits Kinder für umweltgerechtes Verhalten zu sensibilisieren.

Im Gegenzug erweitern die Bayern ihre Forschung zur Prespa-Großsäugerfauna und tauschen sich mit dem albanischen Partner über die Analyse urwaldartiger Rotbuchenwälder sowie die Erfassung bodenbrütender Vögel aus. „Es ist eine Winwin-Situation“, bringt Constanze Schaaff die Kooperation beider Parks auf den Punkt – und freut sich, dass ihr zeitlich befristetes Projekt noch bis 2022 verlängert werden soll. Schließlich gibt es für sie in Albanien noch jede Menge zu tun.

 

Steckbrief – Montecristo Nationalpark (El Salvador)

10.000 Kilometer trennen den ältesten Nationalpark Deutschlands vom ebenfalls ältesten Schutzgebiet El Salvadors, dem Montecristo Nationalpark. Das 2000 Hektar große Nebelwald-Reservat an der Grenze zu Guatemala und Honduras ist für seine große Biodiversität bekannt und erreicht Höhen von bis zu 2400 Metern.

Steckbrief – Nationalpark Prespa (Albanien)

Gegründet 1999, stellt der Nationalpark Prespa mit dem nordmazedonischen Galičica-Nationalpark und dem griechischen Nationalpark Prespes ein trinationales Schutzgebiet, das vor allem die Bewahrung der artenreichen Prespa-Seen sicherstellt. Dort brüten seltene Vogelarten wie der Rosa- und der Krauskopfpelikan. Rund die Hälfte der 27.750 Hektar großen Nationalparkfläche ist Wald, deren Kernzone überwiegend auf abgelegenem, gebirgigem Gebiet liegt.

 

Dieser Bericht stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalparkmagazins "Unser wilder Wald". Die komplette Ausgabe kann im Download-Bereich der Homepage als PDF-Dokument heruntergeladen werden.

Text: Alexandra von Poschinger

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