Nationalpark und Naturpark sind nun ein Sternenpark
Dark Sky International zeichnet 94 000 Hektar großes Gebiet aus - Dritte Fläche dieser Art in Bayern
Eintrag Nr. 29/2025
Datum: 10.07.2025
Zwiesel. Der Naturpark Bayerischer Wald und der Nationalpark Bayerischer Wald wurden durch die Dark Sky International (DSI) als internationaler Sternenpark ausgezeichnet. Mit dem Bayerischen Wald entsteht nun, neben der Rhön und der Winkelmoosalm, der dritte Sternenpark in Bayern: der Sternenpark Bayerischer Wald.
In den letzten Jahren hat sich der Naturpark in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Nationalpark mit unermüdlichem Streben um diese Auszeichnung bemüht. Mit dem Wissen darum, dass es sich hier um eine der wenigen Regionen in Mitteleuropa handelt, in denen noch eine echte, natürliche Nachtdunkelheit herrscht und diese so gut wie möglich bewahrt werden muss. Durch seinen naturnahen Charakter hat das Gebiet des „Sternenparks Bayerischer Wald“, das eine Fläche von zirka 94.000 Hektar in insgesamt 20 Gemeinden mit zirka 62.000 Einwohner umfasst, bereits jetzt eine internationale Bekanntheit als Urlaubsgebiet.
20 Gemeinden vom Arber bis zum Dreisessel sind mit im Boot
Um die Ziele der Bewahrung des Nachthimmels verstärkt verfolgen zu können, lies sich der Naturpark zwei aufeinanderfolgende Projekte über INTERREG fördern. In einem ersten Schritt konnten 20 Gemeinden im Inneren Bayerischen Wald vom Arber bis zum Dreisessel dafür gewonnen werden, sich zu verpflichten, ihre öffentliche Straßenbeleuchtung im Lauf der Zeit entsprechend anzupassen. Das unbesiedelte Nationalparkgebiet stellt den größten Teil der Kernzone des Sternenparks, umgeben von der geforderten Pufferzone. Mit einem Messnetz von derzeit etwa 50 Punkten, die über das ganze Gebiet verteilt liegen, wurde und wird die Qualität des dunklen Nachthimmels dokumentiert.
„Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ist es wichtig, auch möglichst viele Privatpersonen zu sensibilisieren“, so Hartwig Löfflmann, Geschäftsführer des Naturparks. Denn ungewollt und oft völlig gedankenlos werden ungeeignete Leuchten aufgestellt, die den dunklen Nachthimmel stören. „Falsch positionierte Leuchten mit zu hohen Anteilen an blauem Licht stören nicht nur die Nachtruhe des Menschen, sondern beeinflussen auch die Tier- und Pflanzenwelt negativ“, fügt die langjährige Projektmitarbeiterin Dr. Julia Freund hinzu.
Natürliche Lebensräume von nachtaktiven Tieren erhalten
Freude über die Auszeichnung herrscht auch beim ersten Vorsitzenden des Naturparks Bayerischer Wald, Georg Bauer: „Wir freuen uns ganz außerordentlich, dass die Anerkennung nun geklappt hat. Die guten Beobachtungsbedingungen am nächtlichen Sternenhimmel haben touristisch einen hohen Wert. Gerade auch in einer Zeit, in welcher der Wintersport in der Region mit Problemen kämpfen muss, bietet sich hier touristisch eine vielversprechende Alternative“.
„Beim Schutz unserer Umwelt werden wir nun dreidimensional“, sagt Nationalparkleiterin Ursula Schuster. „Ich freue mich sehr, dass unser Nationalpark gemeinsam mit dem Naturpark nun offiziell als Sternenpark ausgezeichnet wurde.“ Im Nationalpark stehe nicht nur der Schutz der natürlichen Dynamiken in den Wäldern im Mittelpunkt. „Uns ist es auch ein Anliegen, Dunkelheit bestmöglich zuzulassen.“ Dies sei für eine Vielzahl von Tierarten, die nachtaktiv oder auf Dunkelheit angewiesen sind, entscheidend, um ihre natürlichen Lebensräume zu erhalten. „Mit der Auszeichnung zum Sternenpark wird diesem Engagement nun Rechnung getragen.“
Menschen Besonderheiten des unberührten Nachthimmels näherbringen
Die Nationalparkverwaltung hat in den vergangenen Jahren die Lampen der Einrichtungen, die in der Sternenpark-Kernzone liegen, überprüft und durch Leuchtmittel ersetzt, die Lichtverschmutzung reduzieren und die nächtliche Dunkelheit bewahren. „Diese Auszeichnung ist nicht nur ein Gewinn für unser Schutzgebiet und die darin lebenden Arten, sondern auch für die gesamte Region, da sie das Interesse an nachhaltigem Tourismus und Naturerlebnissen fördert.“
Koordiniert werden die Aktivitäten vom Sonnenhaus in Zwiesel aus, dem Geschäftsstellensitz des Naturparks Bayerischer Wald. Das Ziel der Sternenparkanerkennung besteht darin, noch mehr Leute zu sensibilisieren, den dunklen Nachthimmel zu erhalten und zu verbessern. Hierzu wird es jährliche Veranstaltungen zum Thema Lichtverschmutzung und wie man sie vermeiden kann, geben. Diese zielen sowohl auf Privatpersonen, als auch auf Gemeinden und Firmen ab. Letztere sollen auch individuell beraten werden, welche Maßnahmen in ihrem Fall möglich und nötig wären, um die Lichtverschmutzung einzudämmen. Neben dieser beratenden Tätigkeit wird es auch Veranstaltungen, wie Sternenführungen, Mondbeobachtungen, Sternschnuppen-Beobachtungen und Vieles mehr geben, um den Menschen die Besonderheiten eines unberührten Nachthimmels näherzubringen. Damit kann auch dem Naturtourismus in der Naturpark- und Nationalparkregion ein weiterer Mosaikstein hinzugefügt werden.
Info über das International „Dark Sky Places Program“:
Das 2001 gegründete International Dark Sky Places Program ist ein nicht-regulatorisches und freiwilliges Programm, das Gemeinden, Parks und Schutzgebiete auf der ganzen Welt dazu ermutigt, dunkle Orte durch wirksame Beleuchtungsrichtlinien, umweltverträgliche Außenbeleuchtung und öffentliche Aufklärung zu erhalten und zu schützen. Der "Sternenpark Bayerischer Wald" reiht sich nun in die Liste von mehr als 230 Regionen ein, die eine starke kommunale Unterstützung für die Befürwortung des dunklen Himmels gezeigt haben und sich bemühen, die Nacht vor Lichtverschmutzung zu schützen. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von "Dark-Sky-Places" sowie auf der Hoempage des Sternenparks Bayerischer Wald.
Bildunterschrift:
Natürliche Nachtdunkelheit herrscht noch im Nationalpark und Naturpark Bayerischer Wald. Dafür wurden beide Schutzgebiete nun als Sternenpark ausgezeichnet. (Foto: Lukas Haselberger/Nationalpark Bayerischer Wald)