AI-Klima: Vom All aus die Waldgesundheit im Blick
Nationalpark-Forschungsprojekt nutzt Künstliche Intelligenz und Satellitendaten
Eintrag Nr. 43/2025
Datum: 07.11.2025
Grafenau. Die Wälder in den Nationalparken Bayerischer Wald und Šumava auf tschechischer Seite sind ein wertvolles, aber auch sensibles Ökosystem, welches durch den Klimawandel vor immer größere Herausforderungen gestellt wird. Dürreperioden, veränderte Niederschlagsmuster und Extremwetterereignisse schwächen die Bäume und führen zu teilweise tiefgreifenden Veränderungen im Wald. Vor diesem Hintergrund untersucht ein aktuelles Forschungsprojekt des Nationalparks „AI-Klima“, wie Fernerkundungsdaten und künstliche Intelligenz genutzt werden können, um die Widerstandsfähigkeit der Wälder gezielt zu stärken und drohende Katastrophen frühzeitig zu verhindern.
„Die Gesundheit unserer Wälder hängt von zahlreichen Faktoren ab, von Umweltbedingungen und Baumartenvielfalt bis hin zu saisonalen Entwicklungszyklen“, erklärt Projektkoordinatorin Christine Hechtl. „Bei dem Projekt wollen wir über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren die Veränderungen im Wald untersuchen, zum Beispiel wie sich die Zusammensetzung der Baumarten oder Störungsflächen entwickeln.“ Dabei können die Forscher auf frei verfügbare Satellitendaten der europäischen Sentinel-Missionen und der US-amerikanischen Landsat-Satelliten zurückgreifen, erklärt die Wissenschaftlerin. „Diese Daten ermöglichen uns detaillierte Einblicke in den Zustand und die Veränderungen in den Wäldern. Beispielsweise können so kontinuierlich die Biomasse von Nadel-, Laub- und Totholz bestimmt und Trends in der Entwicklung entdeckt werden.“
Die aus den Satellitendaten gewonnen Informationen über die verschiedenen Veränderungen im Wald werden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz kombiniert, um besonders gefährdete Gebiete frühzeitig zu erkennen. „Besonders spannend finde ich, dass dabei eine innovative Waldgefahrenkarte entsteht, die uns hilft, frühzeitig mögliche Schwachstellen im Ökosystem zu prognostizieren“, erläutert Prof. Marco Heurich, der in der Nationalparkverwaltung für das Nationalpark-Monitoring zuständig ist. „Damit können am Ende rasch gezielte Maßnahmen eingeleitet werden, um mögliche Schäden zu minimieren, für Natur und Mensch.“
Das Interreg-Projekt „AI-Klima“ ist ein gemeinsames Vorhaben des Nationalparks Bayerischer Wald, der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Südböhmischen Universität Budweis (USB). Die Zusammenarbeit ermöglicht es, die Wälder in beiden Nationalparks effektiv und grenzübergreifend zu überwachen und zu bewerten. Gefördert wird das Projekt im Rahmen der europäischen territorialen Zusammenarbeit durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), mit dem Ziel, den internationalen Austausch zu stärken.
Bildunterschriften:
Mithilfe von Fernerkundungsdaten - wie Satellitendaten - und künstlicher Intelligenz sollen Schwachstellen im Ökosystem Wald schneller entdeckt werden können. (Foto: Gregor Wolf/Nationalpark Bayerischer Wald)

