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Wildschweinsicherer Bettenbau

Auszug aus Naturschutz-Broschüre: Diese Hilfsmaßnahmen gibt's für Reptilien

Eintrag Nr. 30/2023
Datum:


Kreuzotter auf warmem Steinquartier. Foto: Annabell Gsödl
Kreuzotter auf warmem Steinquartier. Foto: Annabell Gsödl

Waldeidechse. Foto: Annabell Gsödl
Waldeidechse. Foto: Annabell Gsödl

St. Oswald-Riedlhütte. Es ist einer der ersten warmen Frühlingstage. In den tieferen Lagen ist der Schnee schon nahezu verschwunden. Und die Sonne entfaltet schon mächtig viel Kraft. So heizen sich auch die steinreichen Lebensräume im Klosterfilz auf. Bei turnusgemäßen, nachwinterlichen Kontrollgängen entdecken Nationalparkmitarbeiter hier nun in aller Regelmäßigkeit Kreuzottern. Die Schlange findet im Nationalpark einen ihrer letzten großflächigen Rückzugsräume in Bayern. Damit das so bleibt, wurden ihr sogar Überwinterungsquartiere gebaut.

MIT GESTEIN GEFÜLLTE GRUBE ALS SCHLAFPLÄTZE

Um die Population zu stützen, griff der Nationalpark in den vergangenen Jahren in der Nähe der offenen Moorgebiete zwischen St. Oswald und Riedlhütte bereits zweimal baulich ein. Denn: Vor allem sichere Winterschlafplätze sind das A und O. Dabei wurden jeweils rund eineinhalb Meter tiefe Löcher gebaggert. Als anschließende Füllung dient Gestein. Oberirdisch wirkt die Anlage wie ein steinige, nach Süden ausgerichtete Düne mit einer Humusabdeckung am Nordrand und Gehölzen im Vorfeld. Zu guter Letzt ist der ganze Bau dank kleinem Erdring noch hochwassersicher angelegt, schließlich sollen die potentiellen Schlafplätze im Untergrund nicht überflutet werden. Die massiv wirkende Bauweise hat übrigens einen tierischen Grund: Nur so sind die Reptilien sicher vor Wildschweinen, die sie nur allzu gern ausgraben und verspeisen würden.

LEBENSRAUM SOLL GRENZÜBERSCHREITEND KARTIERT WERDEN

Erste Beobachtungen an den beiden Bettenhäusern zeigen, dass die Winterquartiere von den Schlangen schon sehr gut besiedelt werden. Auch auf den Schachten freigestellte steinige Landschaftselemente werden von den Tieren gern angenommen. Darüber hinaus sind über den genauen Zustand der Population der Kreuzottern in der Region aber noch nicht alle Fragen geklärt, daher laufen Planungen zu einer grenzüberschreitenden Lebensraumkartierung. Im zweiten Schritt soll ein wissenschaftliches Monitoring folgen, um Schutzmaßnahmen noch besser ableiten zu können.

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT SOLL BEVÖLKERUNG SENSIBILISIEREN

Der eigentliche Schutz der Kreuzottern beginnt aber bereits vor den Nationalparkgrenzen, schließlich sind Populationen umso stabiler, je mehr Lebensraum sie zur Verfügung haben. Weil es in der Bevölkerung aber immer noch Vorbehalte gegen die Giftschlangen gibt, wird in der Öffentlichkeit und in der Umweltbildung für deren Erhalt geworden. Größte Einzelmaßnahme dabei war die Installation des Reptiliengeheges im Tier-Freigelände bei Neuschönau. Durch den direkten Kontakt soll die Scheu vor ihnen genommen werden. Zudem wird darüber aufgeklärt, wie man sich bei der Sichtung in der Natur – oder im eigenen Garten – verhalten soll.

Gewinner 

Alle Schutzmaßnahmen, die der Kreuzotter zugutekommen, kommen auch bei WALDEIDECHSEN gut an. Beide Arten haben nämlich ähnliche Lebensraumansprüche, weshalb auch die angelegten Winterquartiere gern von den Echsen genutzt werden.

Vor Ort erleben

Auf einer sonnigen Wiese im Tier-Freigelände des Nationalparkzentrums Lusen gibt es seit 2020 ein dreiteiliges Reptiliengehege. Dort sieht man von März bis September recht sicher Kreuzottern, Ringelnattern und Waldeidechsen.

 

Hinweis: Dieser Text stammt aus der im Juli 2023 erschienenen Broschüre "Naturschutz im Nationalpark". Die komplette Publikation kann auf der Nationalpark-Homepage als ePaper gelesen werden.

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