Erinnerungen und Geschichten zu den Schachten-Hirten

Erzählcafé im Rahmen der Nationalpark-Sonderführungen

Pressemitteilung Nr. 064/13

Datum: 10.05.2013

Im Zentrum des Erzählcafes standen die Erinnerungen von Josef Kagerbauer (2.v.l), Adolf Treml (3.v.l.), Josef Weber (4.v.l) und Edi Ernst (6.v.l).

Im Zentrum des Erzählcafes standen die Erinnerungen von Josef Kagerbauer (2.v.l), Adolf Treml (3.v.l.), Josef Weber (4.v.l) und Edi Ernst (6.v.l).

Leicht war es nicht, das Leben auf den Schachten: Selbst bei Regen, Kälte oder Sturm musste man hinausziehen, um z.B. ein verlorenes Stück Vieh zu suchen. Aber es hatte dennoch einen ganz besonderen Reiz, dieses Leben der Hirten. Deshalb zog es die Hirten auch immer wieder dorthin, in die Einsamkeit der Wälder.

Beim Erzählcafé im Glasmuseum Frauenau wurde aus den Geschichten der Anwesenden deutlich, welch besondere Charaktere die Hirten waren. Nachkommen von früheren Hirten, ehemalige Mitarbeiter des Forstamts oder der Privatwälder und viele Interessierte waren der Einladung der Nationalparkverwaltung und der Waldvereinssektionen Frauenau und Lindberg ins Glasmuseum gefolgt und tauschten ihr Wissen und ihre Erinnerungen über die Schachten aus.

Während es auf den Poschinger-Schachten sowie auf Hochschachten und Kohlschachten eine reine Schachtenbeweidung gab, zogen die Hirten der Falkensteiner Schachten mit ihren Tieren in die umliegenden Wälder. Es waren vor allem die Trittschäden, die dazu führten, dass die Waldweide bei den Förstern nicht gerne gesehen war. Deshalb gab es ausgewiesene Bezirke, wo die Hirten die Tiere weiden lassen durften. „Da musste sich der Hirte dann beim Förster eine gute Ausrede überlegen, wenn er sich mal mit seiner Herde in einem eigentlich gesperrten Bereich aufhielt“. Mit einem Schmunzeln erzählte Josef Weber aus Dreieck von seinen Erinnerungen an seinen Großvater, dessen Familie vor 1900 auf dem Schachtenhaus lebte. Dort lebte auch Adolf Treml 50 Jahre später, von 1943 bis 1952. Trotz der sehr langen Winter mit drei Meter Schnee, den weiten Schulwegen und der Abgeschiedenheit erlebte er dort eine schöne Kindheit. Die Familie musste auch keinen Hunger leiden: sie waren Selbstversorger und die große Wiese um das Haus wurde selbst genutzt.

Josef Kagerbauer aus Frauenau wuchs in Brandten auf und musste als Kind regelmäßig beim Hirten mithelfen. Edi Ernst aus Zwiesel besuchte oft als Neunjähriger den Vater am Jährlingsschachten. Gemeinsam mit seinem Bruder brachten sie dem Vater das Essen – Brot, Schmalz und Kartoffeln für den Sterz. Milch lieferte die Ziege, die die Hirten am Schachten dabei hatten.

Nach Ende der Schachtenwirtschaft 1962 gab es seitens der Forstverwaltung Pläne, die Schachten aufzuforsten. Zum Beispiel begann man am Jährlingsschachten bereits mit Fichtenaufforstungen, wie Reinhold Weinberger von der Nationalparkverwaltung berichtete. Dank dem Engagement des Bayerischen Waldvereins wurde dies aber nicht weitergeführt und die Aufforstungen wieder gerodet. Seither kümmert sich der Waldverein um die Offenhaltung der Schachten im Zwiesler Winkel. Erich Neppel von der Waldvereinssektion Lindberg berichtete über die Schachtenpflege, die jährlich, gemeinsam mit dem Bürgerverein Buchenau, der Bergwachtbereitschaft Zwiesel und mit Unterstützung der Nationalparkverwaltung durchgeführt wird. Im Frauenauer Bereich betreibt die Waldvereinssektion Frauenau mit ihrem Vorsitzenden Stefan Wagner am Verlorenen Schachten regelmäßig Schachtenpflege.

Die Schachten sind besonders erhaltenswert, nicht nur aus kultureller Sicht sondern auch aufgrund des naturschutzfachlichen Werts der Wiesen und der alten Ahornbäume. Gerade für den Erhalt der schützenswerten Borstgrasrasen sind das reine Freischneiden der Flächen und die Mahd nicht ausreichend, so Jochen Linner von der Nationalparkverwaltung. Deshalb möchte man im Rahmen eines EU-Projektes eine Probebeweidung des Ruckowitzschachtens mit einer kleinen Mutterkuhherde, bestehend aus „Rotem Höhenvieh“, einer sehr robusten historischen Rasse, durchführen. Man hofft, dass man im Laufe des Sommers seitens der EU grünes Licht für dieses Projekt erhält. Die Umsetzung würde dann ab der Weidesaison 2014 beginnen. Georg Jungwirth, Vorsitzender des Naturschutzbeirats des Waldvereins, zeigte sich sehr erfreut über diese Pläne des Nationalparks und versprach hier auch seitens des Waldvereins volle Unterstützung zu.

Rainer Pöhlmann

Bildunterschrift:

Im Zentrum des Erzählcafes standen die Erinnerungen von Josef Kagerbauer (2.v.l), Adolf Treml (3.v.l.), Josef Weber (4.v.l) und Edi Ernst (6.v.l).

Foto: Hans-Eisenmann-Haus

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