Begeisterung pur… Grenzüberschreitende Jugendcamps der deutsch/tschechischen Nationalparke

Pressemitteilung Nr. 129/12

Datum: 23.08.2012

Beim internationalen Sommercamp lernten die tschechischen und deutschen jugendlichen Teilnehmer unter Anleitung von Nationalparkmitarbeiter Thomas Michler im Bereich des Wildniscamps am Falkenstein mit Hilfe von Spiegeln die Nationalparkwälder in einer ungewohnten Perspektive kennen

Beim internationalen Sommercamp lernten die tschechischen und deutschen jugendlichen Teilnehmer unter Anleitung von Nationalparkmitarbeiter Thomas Michler im Bereich des Wildniscamps am Falkenstein mit Hilfe von Spiegeln die Nationalparkwälder in einer ungewohnten Perspektive kennen

Am Samstagabend stieg aus dem Zug am Bahnhof im südmährischen Znojmo eine müde, aber zufriedene Gruppe von zehn Kindern. Auf den ersten Blick Rückkehrer von einem von vielen Jugendlagern, aber auch im nordböhmischen Städtchen Krásná Lípa gab es die gleiche Situation: Die Eltern konnten ihre Kinder in Empfang nehmen.

Ähnlich hat es im sächsischen Bad Schandau ausgesehen. Was haben diese tschechischen und deutschen Städte gemeinsam? Wir verraten, noch, dass zu dieser Zeit die Kinder aus Vimperk und dem bayerischen Regen, Viechtach und Neureichenau schon längst zu Hause waren. Schließlich haben sie den Nationalpark Bayerischer Wald, wo dieses besondere Camp stattgefunden hat, unmittelbar vor der Haustüre…die wilden Wälder des ältesten deutschen Nationalparks gehen am Grenzkamm frei in die Waldungen und Hochmoore des Šumava über.

Ähnlich unscheinbar ist die Grenze in den Sandsteinlabyrinthen der Böhmisch - Sächsichen Schweiz. Der Schutz nur einer Hangseite des Thayatals an der tschechisch – österreichischen Grenze ist auch nicht mehr vorstellbar. Häufige wie auch seltene Tier- und Pflanzenarten nehmen auf Lämdergrenzen keine Rücksicht und nutzen die benachbarten Nationalparke als einen Naturraum. Forscher der Nationalparkverwaltungen sind begeistert von den Wanderungen des Luchses, grenzüberschreitender Population des Auerhuhns oder der Verbreitung unscheinbarer, aber äußerst seltener Pilz- und Insektenarten. Doch die Menschen in diesen Schutzgebieten hindert am gemeinsamen Kontakt mehr als zwanzig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs eine andere, gemeinsame, Barriere: die der deutsch - tschechischen Sprachgrenze.

Die Idee, ein deutsch - tschechisches Jugendlager für die Kinder aus den Regionen der grenznahen Nationalparke zu veranstalten, basiert auf der Überzeugung, dass ihre Verwaltungen nicht nur Naturschutzämter sind, sonder sich aktiv an der Entwicklung der ländlichen Regionen beteiligen und „weltweit helfen bei der jungen Generation die Begeisterung für Natur zu wecken“ erläutert Lukas Laux, Bildungsreferent des Nationalparks Bayerischer Wald und Initiator des Projekts.

Die ersten Camps wurden zwischen dem Bayerischen Wald, dem angrenzenden Šumava und der Böhmisch - Sächsichen Schweiz veranstaltet. Doch deutsch - tschechisch ist auch die Grenze zu Österreich und so wurden zum Projekt vor zwei Jahren auch die Nationalparke Thayatal und Podyjí eingeladen. Die Nationalparkverwaltungen wechseln sich in der Organisation des Camps ab, jedes Jahr wird es anderswo veranstaltet. „ So wie die Nationalparke ist auch jedes Camp anders - die Organisatoren haben dazu freie Hand. Hier stehen mehrere naturkundliche Wanderungen auf dem Programm, dort ist mehr Freizeit und Spaß.“ erklärt Jakub Juda aus dem Nationalpark Böhmische Schweiz und ergänzt: „Zugleich sind wir bemüht, dass die Camps, trotz des oft exklusiven Programms, keinen exklusiven Preis haben und so für alle Kinder aus der Region attraktiv bleiben.“ Dabei hilft uns der deutsch - tschechische Zukunftsfonds sehr, der die letzten Camps gefördert hat. Vor Ort im Bayerwald sind die Kommunale Jugendarbeit des Landkreises Regen und der Kreisjugendring Freyung - Grafenau langjährige und wichtige Kooperationspartner.

Einmaliger Veranstaltungsort – das Wildniscamp am Falkenstein

Vor zehn Jahren wurde auf einer Wiese mitten im Nationalpark Bayerischer Wald eine einzigartige Begegnugsstätte/Bildungseinrichtung eröffnet. Sie wurde nach ihrem, das Panorama eindrucksvoll einrahmenden, Hausberg „Wildniscamp am Falkenstein“ genannt. Man findet hier keine Zimmer mit Etagenbetten und dem Waschraum im Flur. Im umliegenden Wald sind originelle Hütten aus Massivholz verstreut. Ohne Strom, ohne Licht, ohne Heizung. Man schläft in Schlafsäcken, jeder hat nur eine Holzkiste für seine persönlichen Sachen.

Eine Hütte steht über dem Bach, eine andere 12 Meter hoch in den Baumwipfeln, die dritte erinnert an die Sonne. Die umgebenden Wälder verbergen alte Urwaldreservate, heute verbunden durch die Naturzonen des Nationalparks.

Das Zentralgebäude wurde ebenfalls aus Holz erbaut und beherbergt die Küche, Speisesaal und die Duschen. Vor einigen Jahren wurde das Areal um die Länderhütten erweitert - sie zeigen, wie die Menschen in Nationalparken auf anderen Kontinenten wohnen. Mit dem Aufenthalt hier können die Kinder leichter die Natur, Klima, aber auch Schwierigkeiten der weit entfernten Länder erfahren und erleben.

„Als wir überlegt haben, wie wir das runde Jubiläum feiern könnten, waren wir uns einig, dass wir alle Energie für die Kinder investieren wollen, für die das Wildniscamp errichtet wurde. Bei unserer Lage 3 km entfernt zum  NP Šumava war so ein deutsch - tschechisches Jugendlager die perfekte Wahl“ - sagt Achim Klein, Leiter des Wildniscamps „nach wenigen Tagen wurde das Programm vor allem von der Begeisterung der ganzen Gruppe bestimmt“.

Auch wenn die Veranstaltung Jahr für Jahr an besonderen Orten in Nationalparken stattfindet, ist es keinesfalls ein Camp für junge Naturwissenschaftler. „Als an unsere Schule die Einladung zu einem naturkundlichen Camp der Nationalparke gekommen ist, dachte ich, dass wir da eine Woche lang mit der Lupe durch den Wald rennen werden“ erinnert sich Tereza Daňková aus Vimperk, „doch so einseitig war es keinesfalls, es gab viele Infos zur Natur und dem Park, aber auch viele andere Angebote. Meine Erwartungen hat es weit übertroffen.“

Das Jugendlager hat mehrere Ziele und deswegen ist das Programm entsprechend bunt: In diesem Jahr absolvierten die Kinder auch dreitägige kreative Workshops, in denen sie sich als Holzbildhauen ausprobierten. Als „Geschenk“ zum Jubiläum erbauten sie der Küche des Wildniscamps ein Gewächshaus, ein eigener Film wurde gedreht und Musiker Balboo riß die Kinder mit in die Welt der Waldmusik. Anfängliche Scheu wurde mit aktiven Gruppenspielen überwunden, die Sprachschule hat der Verständigung auch ohne Betreuer geholfen. Natürlich konnten Wanderungen in die Umgebung mit Erklärungen der Fachleute nicht fehlen.

So wurden Fraßspuren der Prachtkäfer in Urwaldreservaten bewundert, die Geschichte der Schachten erläutert, und der Eigenkraft der Natur in den Wäldern um den Lusen nachgespürt. Im Programm fehlte aber auch das Frauenauer Schwimmbad nicht. Häufig klang der Tag am Lagerfeuer bei Gittare und böhmischen Liedern aus.

Bei der positiven Energie des Camps bleibt vieles wichtige „zwischen den Zeilen“. Ohne es direkt ansprechen zu müssen, merken die Kinder, dass die Natur unweit von ihrem Zuhause etwas ganz Besonderes ist. Doch zugleich hat sie durch den Nationalpark etwas gemeinsames mit den Herkunftsgebieten anderer Kinder. Wenn dabei auch die Sprachgrenze kein so unüberwindliches Hindernis zu sein scheint, dann wird die Bedeutung eines Netzes der Schutzgebiete deutlich. Wird das Bewusstsein der großen Zusammenhänge im Naturschutz bei der jungen Generation der geschützten Regionen geweckt, dann ist dies ein guter Baustein für die Zukunft.

„Erfahrungsgemäß brauchen die Kinder mehr als eine Woche, um als Gruppe zusammenzuwachsen. So können dann Freundschaften entstehen, die zwischen den Nationalparkregionen und vielleicht auch grenzüberschreitend, über den Rahmen des Camps hinaus lebenlang gehalten werden. Auch wenn das Camp zehn Tage dauerte, haben wir es nur ungern beendet“ sagt Pavel Storch vom Nationalpark Bayerischer Wald.

In einem Jahr wird es also wieder so weit sein, am Bahnhof in Znojmo steigen aus dem Zug Kinder von beiden Seiten des deutsch - tschechischen Waldgebirges, der Sächsich - Böhmischen Schweiz. Neben der Entdeckung der Natur des Thayatals, werden auf sie viele gemeinsame Erlebnisse warten. „Das Niveau der Camps ist hoch angesetzt, wir fangen schon langsam mit den Vorbereitungen an - aber vor allem freuen wir uns auf Wiedersehen in Podyjí“ schließt Svatava Holubová aus dem dortigen Nationalpark ab.

Bildunterschrift:

Beim internationalen Sommercamp lernten die tschechischen und deutschen jugendlichen Teilnehmer unter Anleitung von Nationalparkmitarbeiter Thomas Michler im Bereich des Wildniscamps am Falkenstein mit Hilfe von Spiegeln die Nationalparkwälder in einer ungewohnten Perspektive kennen. (Foto: Svatava Holubová)


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