Bewertung von Wildtieren in der Nationalparkregion Bayerischer Wald

Pressemitteilung Nr. 096/12

Datum: 29.06.2012

Der Luchs - ein „tierisch wilder Sympathieträger“.
Foto: Rainer Pöhlmann.

Der Luchs - ein „tierisch wilder Sympathieträger“. Foto: Rainer Pöhlmann.

Mit dem Ziel, Verständnis für die Bewerbung von Wildtieren zu gewinnen, beauftragte die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald die Universität Freiburg, eine Umfrage unter Urlaubsgästen und der örtlichen Bevölkerung durchzuführen, welchen Sympathiewert die im Projekt „Tierisch wild“ an die Gemeinden vergebenen Paten-Tierarten in der Bevölkerung besitzen.

Prof. Dr. Ulrich Schraml stellte der Nationalparkverwaltung nun die Ergebnisse und die Vorgehensweise bei der Datenerhebung der Studie vor.

Vorweg: Es gab erstaunlicher Unterschiede zwischen Urlaubsgästen, Einheimischen im Falkenstein-Rachel-Gebiet und Rachel-Lusen-Gebiet und, man höre und staune: zwischen weiblichen und männlichen Befragten.

Nach einer „Voruntersuchung“ im Vorjahr wurden insgesamt 1 000 Personen befragt - 500 Einheimische und 500 Urlaubsgäste. Dabei achtete man streng darauf, dass jeweils die Hälfte aus dem Falkenstein-Rachel-Gebiet bzw. Rachel-Lusen-Gebiet stammte bzw. befragt wurde.

Während die Leute vor Ort nach dem Zufallsprinzip per Telefon befragt wurden, erfolgte die Datenerhebung bei den Gästen per Fragebogen an den beiden Besucherzentren Haus zur Wildnis und Hans-Eisenmann-Haus sowie an den Schutzhütten am Falkenstein und am Lusen.

Beide Methoden wurden zeitgleich in den ersten drei Augustwochen 2011 durchgeführt. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 48 Jahre. Dass 88 % der Gäste als „naturinteressiert“ einzustufen waren, mag nicht verwundern; schließlich machten sie in der Nationalparkregion Urlaub. Überrascht hat allerdings der deutliche Unterschied der befragten Einheimischen im Falkenstein-Rachel-Gebiet (54,4 %) und im Rachel-Lusen-Gebiet (71,6 %) zum „Naturinteresse“.

Die Studie brachte auch an den Tag, dass die Nationalparkgäste zu 54,4 % Individualreisende und zu 44 % Familienurlauber sind, während nur 1,6 % in organisierten Reisen den Nationalpark besuchten.

Nun zum eigentlichen Ziel der Befragung: die Bewertung der tierisch wilden Tierarten Auerhahn (Zwiesel, Prášily/Stubenbach), Birkhuhn (Inner- und Außergfield), Braunbär (Wappentier von Grafenau, Neuschönau), Eule (Hohenau, Boroválada/Ferchenhaid), Falter (Frauenau), Fischotter (Mauth, Rejštejn/Unterreichenstein), Fledermaus (Rinchnach, Kašperské Hory/ Bergreichenstein), Rothirsch (St. Oswald-Riedlhütte), Kreuzotter (Langdorf), Luchs (Lindberg, Bayer. Eisenstein, Železná Ruda/Böhmisch Eisenstein, Modrava/Mader), Specht (Spiegelau), Wolf (Freyung, Srní/Rehberg).

 Zu allen Tierarten wurden acht gleiche Fragen gestellt, nämlich: Sympathiewert, Vorkommen in der Region, Bestandsbedrohung in der Region, Vorkommen in Märchen, Vorkommen in modernen Medien, Schadensverursachung, Gefahr für den Menschen, Zusammenleben in der Region und die Bewertung in einem sogenannten Spinnendiagramm erfasst.

Einen sehr hohen Sympathiewert besitzen Eulen, sie gelten als gefahrlos. Dank ihres Nutzens als Mäusevertilger lässt sich mit ihnen gut zusammenleben.

Dass Fledermäuse nur einen mittleren Sympathiewert erhielten, war überraschend. Horrorgeschichten (Blutsauger) und Dracula hatten dazu beigetragen. Größere Zustimmung erhielten die Jäger der Nacht bei den Besuchern des Falkensteinschutzhauses.

Den letzten Platz auf der Beliebtheitsskala belegte die Kreuzotter - wie nicht anders erwartet. Dazu trugen vornehmlich die Einheimischen bei. Sie schätzen ihre Gefahr für den Menschen als deutlich höher ein, ganz besonders im Falkenstein-Rachel-Gebiet.

Dem Rothirsch bringen die Bewohner im Falkenstein-Rachel-Gebiet keine große Sympathie entgegen. Anders sehen es die Besucher. Auch seine Rolle als „Schädling“ wird ihm besondern im Falkenstein-Rachel-Gebiet nachgesagt. Überraschenderweise fanden die Frauen den Hirsch deutlich sympathischer als Männer!

Wie nicht anders zu erwarten war, schieden sich beim Wolf die Geister. Sowohl die Gefährlichkeit für den Menschen als auch die Schadensverursachung wurde von der heimischen Bevölkerung weit höher eingestuft. Eine gewisse Sympathie erfuhr er aber auch bei den „Waidlern“.

Insbesondere die Frauen bewerteten den Wolf als deutlich sympathischer und weniger gefährlich als das „starke Geschlecht“.

Zusammenfassend zeigte die Studie eindeutig Schlüsselfaktoren für die Bewertung der genannten Wildtiere. In erster Linie sind dies ihre vermeintliche Gefährlichkeit für den Menschen und bei der Sympathie-Wertung die Ästhetik und Anmutigkeit.

 Als „Everybody’s Darling“ stellten sich die Vogelarten Eule, Specht und Falke heraus. Als „gefährlich aber sexy“ wurden Wolf und Bär gewertet, während Rothirsch und Fischotter als Streitfälle zwischen Einheimischen und Urlaubern gelten.

Ganz klar im Kommen ist der Luchs als Sympathieträger. Das Projekt „Tierisch wild“, darüber sind sich alle einig, ist ein wertvoller Image-Träger für die Region und fördert zudem das Ansehen der Wildtiere dieser Region.

Rainer Pöhlmann

Bildunterschrift: Der Luchs - ein „tierisch wilder Sympathieträger“.
Foto: Rainer Pöhlmann.

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