Ein Jahr mit dem Habichtskauz im Nationalpark

Pressemitteilung Nr. 008/09

Datum: 22.01.2009

Habichtskauz: Foto Rainer Pöhlmann

Habichtskauz: Foto Rainer Pöhlmann

Diplomand Manuel Neubauer erforschte die zweitgrößte Eulenart per Telemetrie

bdquo;Für Ornithologen ist der Habichtskauz die Nummer 1 unter den Vögeln im Nationalpark. Um seinem Gesang in der Balzzeit im Spätwinter zu lauschen, kommen sie von weither angereist“. Mit diesen einleitenden Worten untermauerte Organisator Dr. Jörg Müller von der Nationalparkverwaltung den hohen Stellenwert dieser nach dem Uhu größten Eulenart Deutschlands, die im Bayerischen Wald bis 1930 beheimatet war, dem Schicksal der Ausrottung durch unnachgiebige Verfolgung aber nicht entkam und von der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald ab 1972 und der Nationalparkverwaltung Sumava ab 1995 mit der Ausbürgerung von insgesamt 333 Jungtieren erfolgreich wiederangesiedelt wurde.

Fast 100 Zuhörer lockte der Vortrag des aus Neuschönau stammenden Diplomanden Manuel Neubauer in das Waldgeschichtliche Museum St. Oswald, um Einblicke in die bisher wenig bekannte Lebensweise der Habichtskäuze zu erhalten.
Mit Hilfe eines auf der mittleren Schwanzfeder aufgeklebten Minisenders verfolgte Neubauer ein ganzes Jahr lang die nachtaktiven Eulen, brachte damit viel Licht in ihre verborgene Lebensweise und stellte diese mit aufschlussreichen Schaubildern einem sehr interessierten Publikum vor.

Mit einer Spannweite von ca. 125 cm sind Habichtskäuze etwa so groß wie der bekannte Mäusebussard, aber Vögel der Nacht und deshalb nur sehr selten zu Gesicht zu bekommen.
Mit einer Klangattrappe führte Neubauer seinen Zuhörern den Ruf der Habichtskäuze – Männchen und Weibchen unterscheiden sich hierbei recht deutlich – vor und berichtete, dass mit dieser Methode die Reviere der Eulen gut auszumachen sind. Sechs Bruträume im Nationalpark und elf im Nationalpark Sumava konnten auf diese Weise festgestellt werden.

Um die Reviergrößen und Wanderbewegungen zu erforschen, bedarf es aber zusätzlich der oben erwähnten Sender und Hand- bzw. Autoantennen, mit deren Hilfe über eine sog. Dreieckspeilung sich der genaue Aufenthaltsort der Vögel bestimmten lässt. So fand Neubauer heraus, dass die erwachsenen Habichtskäuze in der kalten Jahreszeit bei hoher Schneelage ein nur ca. 100 Hektar großes Winterrevier außerhalb des Nationalparks beziehen und zur Brutzeit in das gleiche Sommerrevier mit einer Größe von ca. 400 Hektar im Nationalpark zurückkehren.

Jungvögel hingegen beanspruchen kein festes Revier, wechseln aber bei viel Schnee ebenfalls in ein allerdings etwa gleich großes Winterrevier in schneeärmere Lagen. Grund dafür ist das Beutespektrum der Habichtskäuze. Trotz ihrer Größe jagen sie fast ausschließlich Mäuse. Aber, und das konnte im vergangenen Sommer gut beobachtet werden, sind Mäuse rar, ernähren sie sich auch von sonst eher verschmähten Maulwürfen und Spitzmäusen.
Dabei sind die durchschnittlichen Flugdistanzen bei weniger als 1 km bei erwachsenen Tieren und etwa doppelt so weit bei Jungvögeln nicht sonderlich groß.

Geduldig beantworteten Neubauer und Dr. Müller zum Schluss viele Fragen, z. B. wie es um die Treue von Habichtskauz-Paaren steht. Ob die mit einem verletzten Weibchen gemachte Erfahrung, das nach drei Wochen Pflege in menschlicher Obhut am alten Standort sofort vom Partner mit freudigen Rufen begrüßt wurde, zu verallgemeinern ist, ließ Dr. Müller offen. Mit „Es könnte auch an der geringen Auswahl an Partnern liegen“, beendete Dr. Müller eine gelungene Veranstaltung mit einem verschmitzten Lächeln.

Bildunterschrift:
Habichtskäuze, hier ein Jungvogel, sitzen untertags fast regungslos in Stammnähe auf einem Ast im unteren Kronenbereich und sind deshalb nur sehr schwer zu beobachten.
Foto: Rainer Pöhlmann    

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